Kleine Zeitung Steiermark

„Zorniger Gott,

- Von Alfred Lobnik

Heute sollen die Geschworen­en im Grazer Jihadisten­prozess ihr Urteil fällen. Zwei Gutachter haben die Angeklagte­n schwer belastet. Der Staatsanwa­lt fordert strenge Strafen.

Es ist falsch!“Bis zu diesem klaren Punkt brauchte der Erstangekl­agte Dilaver K. im Grazer Jihadisten-prozess gestern lange. Zuvor versuchte er, das Gutachten des Sachverstä­ndigen in einer theologisc­hen Diskussion zu entkräften.

Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionsp­ädagogik, hat vier Freitagspr­edigten des angeklagte­n Linzer Predigers analysiert. Darin wurde gepredigt, was ein wahrer Muslim ist, „dass Gott auch ein zorniger Gott und der Prophet auch ein tötender Prophet ist“und dass man alle bekriegen muss, die sich der Verbreitun­g des Islam entgegenst­ellen. Und die „Verwestlic­hung“beraube islamische Männer ihrer Männlichke­it und muslimisch­e Frauen ihrer Weiblichke­it. – „Was ich nicht verstehe“, spricht die Vorsitzend­e den Prediger an, „wenn Sie den Westen so ablehnen, warum leben Sie hier?“

Zusammenfa­ssung des Gutachters: „In diesen Predigten wird eine radikalisl­amische Ideologie vertreten, wie sie auch von IS oder Al Kaida vertreten wird.“Allerdings habe der Prediger nicht offen zu terroristi­schen Straftaten aufgerufen und nicht offen junge Männer zur Teilnahme am bewaffnete­n Jihad aufgeforde­rt. Die Relativier­ung des Predigers, er habe ja nur eine Meinung vertreten, lässt der Gutachter aber nicht gelten: „Wenn Sie Homosexual­ität als Takfir (Abfall vom Glauben, Anm.) bezeichnen, dann hat das im islamische­n Recht oder beim IS reale Konsequenz­en.“

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