„Zorniger Gott,
Heute sollen die Geschworenen im Grazer Jihadistenprozess ihr Urteil fällen. Zwei Gutachter haben die Angeklagten schwer belastet. Der Staatsanwalt fordert strenge Strafen.
Es ist falsch!“Bis zu diesem klaren Punkt brauchte der Erstangeklagte Dilaver K. im Grazer Jihadisten-prozess gestern lange. Zuvor versuchte er, das Gutachten des Sachverständigen in einer theologischen Diskussion zu entkräften.
Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik, hat vier Freitagspredigten des angeklagten Linzer Predigers analysiert. Darin wurde gepredigt, was ein wahrer Muslim ist, „dass Gott auch ein zorniger Gott und der Prophet auch ein tötender Prophet ist“und dass man alle bekriegen muss, die sich der Verbreitung des Islam entgegenstellen. Und die „Verwestlichung“beraube islamische Männer ihrer Männlichkeit und muslimische Frauen ihrer Weiblichkeit. – „Was ich nicht verstehe“, spricht die Vorsitzende den Prediger an, „wenn Sie den Westen so ablehnen, warum leben Sie hier?“
Zusammenfassung des Gutachters: „In diesen Predigten wird eine radikalislamische Ideologie vertreten, wie sie auch von IS oder Al Kaida vertreten wird.“Allerdings habe der Prediger nicht offen zu terroristischen Straftaten aufgerufen und nicht offen junge Männer zur Teilnahme am bewaffneten Jihad aufgefordert. Die Relativierung des Predigers, er habe ja nur eine Meinung vertreten, lässt der Gutachter aber nicht gelten: „Wenn Sie Homosexualität als Takfir (Abfall vom Glauben, Anm.) bezeichnen, dann hat das im islamischen Recht oder beim IS reale Konsequenzen.“