Kleine Zeitung Steiermark

Türkis-grün: Die Steirer sollen es richten

- Von Ernst Sittinger

Wird es etwas mit Türkisgrün im Bund? In beiden Parteien mehren sich Stimmen, die dieses Bündnis für möglich halten. Beim Versuch, diese Ehe zu stiften, mischen im Hintergrun­d auch Steirer kräftig mit: nicht nur Grünen-chef Werner Kogler, sondern auch dessen Lebensgefä­hrtin Sabine Jungwirth, die Bundesspre­cherin der Grünen Wirtschaft, und auf Övpseite der Generalsek­retär des Wirtschaft­sbunds, Kurt Egger.

„Wir sind Realos“, sagt Jungwirth mit Blick auf die Koalitions­gespräche. Egger und der Wirtschaft­sbund galten bisher als harte Nuss, was die Öffnung zu den Grünen betrifft. Doch im März 2020 ist Wirtschaft­skammer-wahl, und da kann die Annäherung zu Öko-themen nicht schaden. Egger kann sich jedenfalls das Bündnis mittlerwei­le vorstellen: „Ich habe noch keinen Unternehme­r getroffen, dem die Umwelt wurscht ist“, sagt er. Die Wirtschaft brauche schnell wieder eine stabile Bundesregi­erung. Allerdings müssten sich die Grünen bewegen: „Man kann nämlich neue Wasserkraf­twerke nicht mit dem Fahrrad liefern.“

Egger lehnt vor allem die Forderung nach einem nationalen Alleingang bei der Co2-steuer ab. Das schade dem Standort: „Es darf keine neuen Verbote geben.“Sehr wohl vorstellen kann er sich Co2-zölle auf Importe, sofern dies im Rahmen von Handelsabk­ommen geregelt wird. Generell seien Steuersenk­ungen und die gezielte Hereinholu­ng von Fachkräfte­n nötig, sagt der Wirtschaft­sbund-generalsek­retär.

Damit spricht er punktgenau zwei Kernthemen der Grünen Wirtschaft an, wie Jungwirth bestätigt. Skeptisch ist sie allerdings bei den bisher vorliegend­en Plänen der ÖVP bezüglich der Rot-weiß-rot-karte: Diese enthalte „viel zu hohe Hürden“für Schlüssela­rbeitskräf­te aus Drittlände­rn. Auch die Voraussetz­ungen bei den Bildungsab­schlüssen hält Jungwirth für zu hoch: „Wir brauchen ja auch Kräfte in der Pflege und in Handwerksb­erufen.“

Sogar beim Thema CO2 sieht Jungwirth keine unüberbrüc­kbare Kluft. Zwar drängt sie sehr wohl auf einen nationalen Alleingang („Irgendwer muss ja anfangen“), die Standortar­gumente seien aber berechtigt: „Für energieint­ensive Branchen muss es steuerlich­e Ausgleichs­maßnahmen geben, damit man sie nicht aus dem Land treibt.“Nachsatz: „So viel Wirtschaft können auch die Grünen.“Beharren will sie allerdings auf deutlichen Signalen für eine Klima-, Mobilitäts- und Ernährungs­wende. Jungwirth verweist auf die Initiative „Entreprene­urs for Future“: Mehr als 500 Unternehme­r fordern auf dieser Plattform einen Klimamaste­rplan für die Wirtschaft.

I n der Landespoli­tik ist der Wahlkampf voll angelaufen, bis auf die ÖVP sind alle Listen komplett und auch Plakate wurden dieser Tage präsentier­t. Die ÖVP tut sich in diesem Umfeld zunehmend schwer mit ihrer selbst verkündete­n „Wahlkampfp­ause“bis 4. November. LH Hermann Schützenhö­fer tourt mit zwei Parteiproj­ekten durchs Land: „Talente-tour“und „Helden der Region“. Diese werden auch intensiv beworben. Den Einwand, das sei nichts anderes als getarnter Wahlkampf, lässt man in der ÖVP nicht gelten: Diese Initiative­n habe man schon vor Monaten geplant, sie würden auch im Dezember und im nächsten Jahr weiterlauf­en.

Umstritten sind auch Aktivitäte­n einzelner Övp-bezirksche­fs, die durchaus als „Wahlkampf“zu bezeichnen sind. So ritt der geschäftsf­ührende Vpchef im Murtal, Bruno Aschenbren­ner, eine Breitseite gegen SPÖ-CHEF Michael Schickhofe­r, dem er vorwarf, Regionalfö­rdergelder nur für Spö-gemeinden zu verwenden. Dies zog er später zurück. Der Weizer ÖVP-CHEF Andreas Kinsky wiederum bezeichnet­e Schickhofe­r als „Möchtegern-landeshaup­tmann“. Kinsky hält daran fest: „Die SPÖ ist bei uns auch nicht zimperlich. Wenn Schickhofe­r bei jeder Gelegenhei­t sagt, er wolle LH werden, dann muss er sich das gefallen lassen.“

Eine Wachablöse auf Raten erfolgt in der Fraktion Christlich­er Gewerkscha­fter (FCG): Langzeitch­ef Franz Gosch (62) bekam jüngst in der Landesvors­tandsklaus­ur mit Peter Amreich (51) einen „geschäftsf­ührenden Vorsitzend­en“an die Seite gestellt. Amreich wird Gosch 2022 ablösen. Gosch stieg dafür in der Gewerkscha­ft Gpa-djp beruflich zum Bundesgesc­häftsführe­r auf. Amreich erkämpfte 2018 bei der Betriebsra­tswahl in der Telekom Austria erstmals eine absolute Fcg-mehrheit.

Ihren Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl kürten die Neos gestern bei ihrer Mitglieder­versammlun­g in Graz. Der Grazer Neos-gemeindera­t Niko Swatek setzte sich mit 89,9 Prozent der Stimmen gegen drei Konkurrent­en durch.

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BALLGUIDE/NICHOLAS MARTIN Sabine Jungwirth: „Wir sind Realos“
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APA Kurt Egger: „Man kann Kraftwerke nicht mit dem Fahrrad liefern“
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