„Keine Ahnung und alles nicht wahr“
Obmann und Kassier des radikalen Glaubensvereins wehren sich gegen Anklage.
Nein, ich habe nie mitbekommen, dass der Prediger im Verein Rahmet für den IS geworben hat“, sagte der Zweitangeklagte im Jihadisten-prozess gestern über seinen Mitangeklagten. Er ist Obmann des Linzer Glaubensvereins, dürfte aber überhaupt wenig mitbekommen haben.
Dass für Is-kämpfer im Verein gespendet wurde? „Für solche Leute, die an Blödsinn gemacht haben, sicher net. Ich habe keine Ahnung und es ist gor net wohr“, sagt der gebürtige Türke mit oberösterreichischem Einschlag.
„Finden Sie, dass der Verein Rahmet ein Is-stützpunkt in Österreich ist?“, fragt die Vorsitzende Richterin. „Nein, wir haben absolut nichts damit zu tun.“Er selber habe „nicht einmal eine Ameise umgebracht“und das Kalifat interessiert ihn sowieso „absolut nicht“.
Dass er in seiner Aussage vor der Polizei, die er Seite für Seite unterschrieben hat, noch gesagt hat, dass Gott und die Scharia über allem stehen, kann er erklären: „Ich habe keine Brille gehabt.“Vieles hätte die Polizei ihm falsch vorgelesen oder hinzugefügt oder verdreht.
„Sie haben gesagt, Sie glauben auch an die Scharia, das
Gesetz Gottes. Stimmt das jetzt oder nicht?“, fragt der Staatsanwalt. „Ist Blödsinn“, entfährt es dem Angeklagten. Was sagt der Koran zum Töten von Ungläubigen? „Weiß ich nicht.“Sind Schiiten und Alewiten Muslime?“– „Weiß ich nicht.“– „Darf man sie töten?“– „Weiß ich nicht.“
„Sie sind Obmann eines Vereins, der den radikalen Salafismus vertritt“, hält ihm der Staatsanwalt vor. Das ist ihm jetzt neu, obwohl er sich in seiner Aussage noch selbst als Salafist bezeichnet hat. Aber da hatte er keine Brille mit.
Der Kassier des Vereins hat die Is-flagge auf die vereinseigene Facebook-seite gestellt, habe aber nicht gewusst, was das sei. Ein Zielfernrohr für ein Scharfschützengewehr hat er seinem Bruder beim IS zwar geschickt, aber der war ja nur dort, „um Flüchtlingen zu helfen“. Er wisse nicht, ob der Bruder gekämpft habe. „Halten Sie uns nicht für blöd“, empfiehlt ihm die beisitzende Richterin. Ein Kalifat nach islamischem Recht fände er grundsätzlich gut, sagt er. „Aber ich glaube, dass das in Österreich nie kommt.“
Der Prozess geht am 1. Oktober weiter. Alfred Lobnik