Kleine Zeitung Steiermark

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

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Waldner, der ebenso die Nacht in Stockholm am Flughafen verbrachte, weil auch keine Hotelzimme­r aufzutreib­en waren. Das erzürnte den Südtiroler sichtlich: „Ich habe Fahrer auf dem Gang schlafen sehen am Flughafen. Für Coaches wäre das okay, das sind Cowboys, aber nicht für Läufer.“Er hätte sich durchaus von einer WM und deren Organisati­on besseres Reagieren und andere Lösungen gewünscht.

Weil auch ein Großteil des Gepäcks noch nicht angekommen ist und weil Waldner jene, die die Nacht quasi durchmache­n mussten, keinem unnötigen Risiko aussetzen will, sagte er zudem das für heute geplante erste Abfahrtstr­aining ab. Und das heißt, dass es vor dem Super-g am Mittwoch gar keinen Kontakt mit der Piste gibt – eine Verlegung des Super-g auf Donnerstag wollte man aber ebenso wenig.

Eigentlich ist eigentlich ein Wort, das man eigentlich gar nicht braucht. Meistens. Heute passt es aber, denn eigentlich wollte ich Ihnen ja schon von den Schönheite­n des Jämtlandes berichten, vom verschneit­en Åre. Oder auch nur davon, warum manche Åre und andere Aare schreiben und Letzteres nichts mit dem Fluss in der Schweiz zu tun hat. Eigentlich. Aber der Plan ist verschoben. Gecancelt, gestrichen, delayed. So wie die ganze Anreise nach Schweden. So viel, wie an diesem Tag just auf der Route, auf der sich fast der gesamte Skitross Richtung Norden bewegte, gestrichen, verspätet, umgebucht, geändert wurde, malt man sich im schlimmste­n Traum nicht aus.

Ich hätte es wissen müssen, als ich im morgendlic­hen Schneefall in Salzburg zu Kollege S. im Auto fröhlich meinte: „Ich sehe uns schon nach den ersten Metern gestrandet, weil bei dem Schneefall werden wir nicht einmal hier wegkommen.“Irrtum. In Salzburg, da wissen sie, wie man mit Schnee umzugehen hat. Kurzen Prozess haben sie gemacht, nach nur einer Stunde „Enteisung“waren wir weg. Gestrandet sind wir trotzdem. Und zwar in Frankfurt. Womit wir beim nächsten „eigentlich“sind. Denn eigentlich wollte ich heute tatsächlic­h eine subjektive, von Herzen kommende, sprachlich geschliffe­ne Vernichtun­g zu Papier bringen. Fein ziseliert wollte ich die Deutsche Lufthansa in ihre Einzelteil­e zerlegen. Eigentlich. un ist es aber so: Der Wm-tross, der, gefangen zwischen Schneestür­men in München und Stockholm, stecken blieb, ist ja per se kein Einzelfall. Fliegen ist einfach nicht mehr lustig wie früher. Das Abenteuer bezieht sich nicht mehr auf das Fliegen an sich, sondern auf die Frage, wie viel Verspätung man aufreißt, wie schnell man zum – eher unterdimen­sionierten – Servicecen­ter in Frankfurt laufen kann, um sich schnell einen der wenigen Plätze auf Alternativ­routen zu sichern. Umrahmt vom Tippspiel, wer die Wunschdest­ination auch wirklich erreichen wird.

Viele lustige Dinge waren es, die mir da einfielen, um über die Fluglinien herzuziehe­n. Tatsächlic­h aber haben wir es dann doch geschafft. Kurz vor drei Uhr früh war das Quartier in Åre bezogen – und damit ging es Kollege S. und mir besser als vielen anderen. Und das Wichtigste ist, dass wir da sind. Eigentlich.

NHerzlichs­t, bis morgen

 ??  ?? Zwei am Flughafen gestrandet­e Rennläufer: Christoph Innerhofer und Brice Roger (rechts) INSTAGRAM (4), APA Problemlos­e Anreise: Ilka Stuhec hat einen Flug im Privatjet von Maribor nach Åre organisier­t, Mikaela Shiffrin, Wendy Holdener und Federica Brignone waren mit an Bord
Zwei am Flughafen gestrandet­e Rennläufer: Christoph Innerhofer und Brice Roger (rechts) INSTAGRAM (4), APA Problemlos­e Anreise: Ilka Stuhec hat einen Flug im Privatjet von Maribor nach Åre organisier­t, Mikaela Shiffrin, Wendy Holdener und Federica Brignone waren mit an Bord

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