Heute geht es um den Instinkt
In Gröden steigt heute der erste Klassiker der Abfahrtssaison. Und Österreichs Team will die gezeigte Stärke erneut bestätigen.
Das Grödnertal ist, neben aller Südtiroler Vorzüge, vor allem für zwei Dinge bekannt: als Tal der „Herrgottsschnitzer“und als Austragungsort einer der traditionellsten Abfahrten im Weltcupzirkus. Kamelbuckel und CiaslatWiese begleiteten Generationen von Österreichern beim Mittagessen am Samstag im Advent. Und was die Österreicher in der jüngeren Vergangenheit im meist kühlen Zielraumin St. Christina erwartete, war eine Enttäuschung – oft verbunden mit der Frage nach der Krise der österreichischen Abfahrer, die sich just hier der Frage stellen mussten, warum es noch immer keine Siege in der laufenden Saison gab.
Vor zwei Jahren und dem Sieg in der Abfahrt durch Max Franz hat sich das geändert. Auf einmal war kein Platz mehr für die Frage nach der großen Krise. Und in diesem Jahr hat der 29-jährige Mann aus Weißbriach mit zwei Siegen bei den Überseerennen die Krise schon erstickt, bevor sie überhaupt ausgebrochen ist. Mit ihm überzeugte auch das österreichische Abfahrtsteam. Und selbst der kleine Dämpfer im Grödener Super-g am Freitag soll das Hochgefühl der Mannschaft nicht bremsen. Dieses Gefühl ist nicht zuletzt Verdienst von Sepp Brunner, der dasabfahrtsteam in nur zwei Jahren wieder zur verschworenen Einheit gemacht hat. Sein Erfolgsrezept klingt simpel: „Es gibt keine Geheimnisse. Wir wollen der Mannschaft einfach das Bestmögliche bieten. Und wir wollen alle gleich behandeln“, sagt der frischgebackene „Sechziger“. Der Murtaler hat sich in seiner Rolle schnell eingefunden, hat in der Abfahrt eine neue Liebe gefunden. „Dabei war ich Slalomtrainer, habe mir nie vorstellen können, jemals Abfahrer zu trainieren.“Das sieht er nun anders: „Ich muss mich selbst revidieren. Mit alldemeinsatz, den dieathleten zeigen, all der Arbeit, der Abstimmung, der unglaublichen Überwindung – auch ich sage jetzt: Die Abfahrt ist die wahre Königsdisziplin, bei allem Respekt vor den Leistungen eines Marcel Hirscher.“
Was es in Gröden braucht, weiß Brunner auch: „Hier braucht es den echten InstinktSkifahrer. Die Fähigkeit, mit Gefühl und Risiko schnell zu sein, mit Wellen zu beschleunigen. Dinge, die man einem Skifahrer nur bedingt beibringen kann.“