Sentiment, Humor und viel Paprika
Spektakuläre, nostalgische Operettenseligkeit: Auf der Seebühne in Mörbisch zeigt man eine vom Publikum heftig akklamierte „Gräfin Mariza“von Emmerich Kálmán.
Grafen Tassilo gibt Roman Payer mit kräftigem, baritonalem Tenor, der auch einige Strophen von „Komm, Zigan“auf Ungarisch singt. Seine Schwester Lisa wird von Rinnat Moriah wunderbar rein gesungen. Christoph Filler mit kernigem Bariton spielt einen komischen Baron Kolomán Zsupán, dem der Hit „Komm mit nach Varasdin“vortrefflich gelingt.
Melanie Holliday ist eine exaltierte Fürstin Bozˇena Cuddenstein. Glasklar singt auch Mila Janevska die „Zigeunerin“, meist auf der Spitze der Geige stehend.
Horst Lamnek ist ein viriler Fürst Populescu, den man allerdings schon komischer erlebt hat. Dafür urkomisch: Franz Suhrada als Kammerdiener Penizˇek, der ständig Zitate der Klassiker verdreht. Und nicht zu vergessen auf Ondrej Janoska als omnipräsenten, exzellent geigenden Zigeuner. Auch die anderen Sprechrollen sind gut
Das Festival Orchester Mörbisch unter Guido Mancusi, der längere Zeit auch am Stadttheater Klagenfurt als Chefdirigent gewirkt und in Graz dirigiert hat, spielt die Originalfassung der einfallsreichen Musik mit ungarischem Kolorit und den vielen, unvergänglichen Schlagern mit Farbenreichtum, rhythmischer Verve und viel Paprika bei den Csárdásrhythmen.
Als dann noch zum Finale die beleuchteten Wasserfontänen punktgenau zum Rhythmus der Musik zu tanzen beginnen und ein Feuerwerk taktgenau abgeschossen wird, ertönt großer Jubel im Publikum mit viel Prominenz aus Kunst und Politik, darunter die Tochter des Komponisten Ivanka Kálmán. Die erste Saison des Neo-intendanten und Sängers Peter Edelmann, der hier 1993 als Danilo in Lehárs „Lustiger Witwe“selbst debütiert hatte, konnte nicht besser beginnen. Die Operette lebt!