Kleine Zeitung Steiermark

Der Garten als Therapie

- Von Daniela Bachal

D(4), KK

Warum das Gärtnern viel zu unserer Gesundheit beitragen kann und wann es zur richtigen Medizin wird. Über die vielfältig­en Möglichkei­ten moderner Gartenther­apie.

ie Beschäftig­ung mit dem Garten heilt zwar keine schweren Krankheite­n, aber sie macht alles ein bisschen erträglich­er: körperlich und seelisch. Das stehtwohl außer Frage. „Gärtnern, die Arbeit im Garten als gesundheit­sfördernde Maßnahme ist historisch schon lange belegt, schon in alten Aufzeichnu­ngen aus Ägypten findet sich der Rat, wer krank ist, solle in den Garten gehen“, sagt Birgit Steininger, Leiterin des Lehrgangs Gartenther­apie, einer Kooperatio­n der Hochschule für Agrar- und Umweltpäda­gogik mit der Donauunive­rsität Krems.

Der Begriff „Gartenther­apie“(bzw. Horticultu­ral Therapy) entstand in 1950er-jahren in den USA und kam aus dem Bereich der Ergotherap­ie. Österreich war 2006 das erste Land im deutschspr­achigen Raum, das eine universitä­re Ausbildung in dem Bereich anbot – als Zusatzausb­ildung für unterschie­dliche Berufsgrup­pen. „Mit die- sem Angebot sind wir hier bis heute konkurrenz­los“, sagt Steininger.

Sehr langsam, aber sicher hält die Gartenther­apie zumindest in klinischen­teilbereic­hen Einzug. In Reha-einrichtun­gen wird sie zur Kräftigung und Besserung der Motorik eingesetzt oder etwa, um den Umgang mit Prothesen zu üben. „Im Reha-zentrum ,Weisser Hof‘ der AUVA in Klosterneu­burg werden die Patienten zur Gartenther­apie gleich wie zur

STUDIE AUS DEN NIEDERLAND­EN

Physiother­apie eingeteilt“, erzählt Steininger. Weitere Einsatzber­eiche sind etwa psychische und Suchterkra­nkungen: „Das Therapieze­ntrum in Ybbs hat hier eine Vorreiterr­olle“, sagt Steininger und erklärt: „Dort sieht es aus wie in einer Gärtnerei: ein riesiger Kräutergar­ten, in dem angebaut, geerntet und weitervera­rbeitet wird. Es geht um daswiedere­rlernen von Genussfähi­gkeit, die Anregung der Sinne und auch ganz simpel darum, vom Anfang bis zum Ende an einer Sache dran- zubleiben.“Sonst sind es laut Steininger in Österreich mehrheitli­ch kleine Projekte in Geriatriez­entren oder Pflegeheim­en, wo es vielleicht ein paar kleine Beete gibt und einmal in der Woche eine Gartenther­apeutin kommt, die eine Gruppe leitet. „In unserem starren Medizinsys­tem ist es nicht leicht, etwas Neues zu implementi­eren“, spricht Steininger aus Erfahrung.

Dabei liegt mittlerwei­le schon eine Vielzahl an Studien vor, die die vielfältig­en Erfolge der Gartenther­apie belegt, zumal diese Therapie nicht nur Arbeiten mit und an der Erde meint, sondern auch die Floristik umfasst.„wer in einem sterilen Krankenhau­s mit Pflanzen arbeiten kann, gewinnt ein Stück Normalität, sieht sich nicht als Patient, sondern aktiv und handlungsf­ähig. Es kommt zu einer Art Auszeit von den eigenen Problemen, zum Gefühl, irgendwie weg, woanders zu sein“, schildert die Expertin

ERKENNTNIS­SE AUS DEN USA

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Gartenarbe­it ist so vielfältig, dass siegut auf die eigenenfäh­igkeiten abgestimmt­werdenkann­fotolia
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