Ein Finale mit starker Seelenbeschau
Voodoo Jürgens und eine neue Arbeit von Natascha Gangl begeisterten zum Finale.
Vorhang
zu für das dritte Dramatikerinnenfestival! 4000 Besucher nahmen an einer der 33 Veranstaltungen an 25 Orten teil. Edith Draxl, unitLeiterin, sagt: „Ich finde es schön, dass sich das Festival mehr und mehr zur Plattform für Autorinnen und Autoren entwickelt und sich hier etablierte und junge Kolleginnen und Kollegen treffen.“Die Dichte an Textkünstlern zwischen Bühnen und Bars war enorm. „Ich freue mich, dass ,unsere‘ Autorinnen und Autoren, die mit ihren Stücken auf dem Spielplan des Schauspielhauses vertreten sind, nach Graz kamen: Ayad Akhtar über Wien aus New York, Tomer Gardi aus Israel, Nicoleta Esinencu aus Moldawien, Lot Vekemans aus den Niederlanden – dazu Stefanie Sargnagel und Ferdinand Schmalz“, sagt Schauspielhaus-chefin Iris Laufenberg.
Das Finale Samstagabend bestritt der Wiener AustropopStrizzi Voodoo Jürgens mit seiner Band: Ein einlullendertrip ins melancholisch tiefschwarze Wien – mitsamt vom Publikum geliebten Hadern und zum Beispiel „Omama“nach Ludwig Hirsch.
Imtheater amlend hatnatascha Gangl mit „Hausbruch. Ein Fragment“akribisch düster wie ironisch die Etymologie des Einbrechens ausgeleuchtet. Das Haus als Körper, Heimat und Theaterraum wird zum Topos für Verlust – geflutet vom „Abwasserkanal unserer Denkstätten“. Franziska Dick und Vivianne Mösli als Schutz und Schmutz vereinende Ebenbilder setzen unter Regisseurin Ivna Zic die bilderreichen Sprachverdichtungen in szenische und tönende Installationen bei Grillhendl am Biertisch um.
Die im Hintergrund tanzenden zwei alten Damen zur eingespielten, schräg intonierten Ode an die Freude vom Seniorenorchester Zürich sind so originell wie die Gutenachtgeschichte, mit der das Publikum beim Dramatikerinnenfestival aus dem Theater am Lend hinauskomplimentiert wird. Eine starke, kopflastige Seelenbeschau, die damit tröstet: „Nichts, das dir wertvoll ist, kann man dir rauben.“
Julia Schafferhofer, Elisa Spitz „Hausbruch. Ein Fragment“. Ivna Zic, Natascha Gangl. 26., 27. 6., 20 Uhr, Schauspielhaus Wien