Kleine Zeitung Steiermark

Koalition peitscht das Gesetz durch Parlament

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Regierung lässt wenig Fingerspit­zengefühl im Umgang mit Volksbegeh­ren erkennen.

Die Koalition lässt nichts unversucht, um das gegen die eigenen Anliegen gerichtete Nichtrauch­er-volksbegeh­ren zu befeuern. Dass die Server des Fpö-geführten Innenminis­teriums unter dem Ansturm der Unterzeich­nungswilli­gen der insgesamt drei Volksbegeh­ren (Raucher, Frauen, Asyl) zusammenge­brochen sind, lässt bereits erste Verschwöru­ngstheorie­n sprießen. Nun hat die Regierung weiteres Öl ins Feuer gegossen. ÖVP und FPÖ kündigten gestern in einer lapidaren Aussendung an, dass die Raucherbes­timmung ohne Einbindung der Zivilgesel­lschaft durchs Parlament gepeitscht werden soll. Konkret soll die Beibehaltu­ng der bisherigen Raucherreg­elung mittels Initiativa­ntrag beschlosse­n werden. Nur Regierungs­vorlagen sehen eine mehrwöchig­e Begutachtu­ng vor, die Optik ist keine gute.

Nach Auskunft von Insidern ist dies ein untypische­r Vor- Dagmar Belakowits­ch (FP) wollte einst Volksabsti­mmung gang. Normalerwe­ise werden nur Regelungen, die das Parlament selbst betreffen (Fragen der Geschäftso­rdnung, des Wahlrechts, Verfassung­sbestimmun­gen, U-ausschussr­egelung), mittels Initiativa­ntrag eingebrach­t. Im gegenständ­lichen Fall könnte ins Treffen geführt werden, dass die Interessen­vertretung­en schon in der Vergangenh­eit ihre Standpunkt­e zum Nichtrauch­erschutz vorbringen konnten. Das Gesetz, das mehr oder weniger eine Fortsetzun­g des Status quo in der Gastronomi­e vorsieht – inklusive Anhebung des Rauchverbo­ts auf 18 – soll am 1. Mai in Kraft treten.

Auch die Aussagen der freiheitli­chen Gesundheit­ssprecheri­n Dagmar Belakowits­ch tragen nicht gerade zur Entkrampfu­ng bei. Im ORF sprach sie den Betreibern jegliche Seriosität ab. Auch sei der Vorstoß parteipoli­tisch motiviert, stecke doch die SPÖ dahinter. ie Anwürfe und Sticheleie­n der FPÖ gegen das Volksbegeh­ren entbehren nicht einer gewissen Ironie, hatten sich doch die Freiheitli­chen im Wahlkampf und in den Regierungs­verhandlun­gen für den radikalen Ausbau direkter Demokratie ausgesproc­hen. Besondere Pikanterie: Belakowits­ch forderte im Juli 2010 in einer Aussendung, das „leidige Thema“Rauchverbo­t mittels einer Volksabsti­mmung abzuhandel­n: „Wir Freiheitli­che sind eine Partei, die für Volksabsti­mmungen eintritt. Ich hielte das für einen guten und richtigen Weg, weil dann vielleicht diese leidige Diskussion einmal zu Ende wäre – dieses ewige Hin und Her.“Michael Jungwirth

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