Hinterlistiger Märchenonkel
Es ist ein sonderbarer Haufen gescheiterter Existenzen, der sich fast allabendlich in einer Kneipe am Rande irgendeiner Stadt dem gezielten Wirkungstrinken hingibt. Darunter ein Froschkönig mit Krönchen, der all die Frauen, die ihn küssen wollen, restlos satthat. Irgendein Typ, der behauptet, ein Prinz zu sein, aber keinerlei Lust mehr verspürt, nach einer angeblich vor Jahrzehnten entschlafenen Prinzessin zu suchen. Und nicht zuletzt eine sonderbare Gestalt, nur über einen intakten Arm verfügt, der zweite Arm ist ein Schwanenflügel. Ein Fluch der Schwiegermutter soll ihn in ein Federtier verwandelt haben, die Körper-korrektur glückte, aber leider nicht zur Gänze.
Verlierertypen allesamt, dennoch sind sie in der grandiosen Geschichtensammlung von Michael Cunningham mit halbwegs heiler Haut davongekommen. Der Us-autor, der mit „Die Stunden“(verfilmt und preisgekrönt unter dem Titel „The Hours“) einen Kultroman der Sonderklasse schuf, krempelte Märchen aus den Häusern Michael Cunningham. Ein wilder Schwan. Luchterhand, 160 Seiten, 19,60 Euro. von Grimm und Andersen und diverses Sagentum völlig um. Mit trügerischer Leichtigkeit und einem hohen Maß an List, Hinterlist und Raffinesse verfrachtete er die Geschichten mehrheitlich in die Gegenwart, wählte völlig neue, verblüffende Zugänge, verpasst der Gedie