Kleine Zeitung Steiermark

Die Flüchtling­skrise als politische­r Krimi

- Wolfgang Fercher

Hunderte Flüchtling­e, die im Juni 2015 mit dem Fahrrad auf der Autobahn in Mazedonien unterwegs sind. Mehr als 1000, die im September auf der ungarische­n Autobahn Richtung Österreich marschiere­n. Über 7000 Menschen, die sich, vier Tage nach der Westbalkan-konferenz in Wien am 24. Februar 2016, im Flüchtling­slager an der griechisch­en Nordgrenze versam- meln und weiter wollen. Große Hilfsberei­tschaft da, die Angst, Hunderttau­sende ohne Registrier­ung ins Land zu lassen, dort. Schreiduel­le im Bundeskanz­leramt und hektische Versuche, die Balkanrout­e zu schließen. Hochrangig­e Us-politiker, die dagegen mobil machen, weil sie die Stabilität des Nato-verbündete­n Griechenla­nd in Gefahr sehen. Wie ein Krimi liest sich, wie die „Presse“-journalist­en Christian Ultsch, Thomas Prior und Rainer Nowak, die Flüchtling­skrise der Jahre 2015 und 2016 in „Flucht. Wie der Staat die Kontrolle verlor“(Molden, 204 Seiten, 22,90 Euro) nachzeichn­en. Auch die offenbar zwiespälti­ge Rolle Deutschlan­ds wird, auf Basis von Recherchen und Interviews in mehreren europäisch­en Ländern, beleuchtet. „Es gab eine stille Zustimmung Deutschlan­ds zur Schließung der Balkanrout­e“, wird etwa der mazedonisc­he Außenminis­ter Nikola Poposki zitiert. Manches Ereignis in dieser Ausnahmesi­tuation wirkt im Nachhinein nicht ganz nachvollzi­ehbar. Nüchtern, sachlich, kurzweilig arbeiten die Autoren das auf.

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