Substitol-programm: Graz gehen die Ärzte aus
Die Zahl der Drogentoten ist in Graz stabil niedrig. Die künftige Betreuung von Betroffenen gestaltet sich aber schwierig.
Es war erst vor wenigen Tagen, als der europäische Drogenbericht für Aufsehen sorgte. Die Zahl der Drogentoten ist in der EU gestiegen. Ein trauriger Trend, der so für Graz nicht gilt. Seit 2011 ist die Zahl der Opfer in der Landeshauptstadt stabil niedrig. Etwa fünf Personen sterben im Jahr an den Folgen des Drogenkonsums, wie der Grazer Suchtkoordinator Ulf Zeder erklärt: „Da hauptsächlich Opiate für die Drogentoten verantwortlich sind, spielt die Versorgung der Abhängigen mit legalen Ersatzpräparaten eine wesentliche Rolle. Hier sind wir in Graz prinzipiell recht gut aufgestellt.“
Prinzipiell, denn Experten schlagen nun Alarm, dass diese Versorgung gefährdet sein könnte. Von den laut Ärztekammer rund zehn „substituierenden“Ärzten in Graz – also niedergelassenen Medizinern, die Betroffene mit diesen Ersatzmitteln im Substitol-programm bekrankenkasse treuen – stehen nahezu alle kurz vor der Pension. Sorge bereitet den Experten vor allem ein Arzt, der mehrere Hundert von den 700 bis 900 in Graz behandelten Patienten betreut. Geht er in den Ruhestand, mangelt es massiv an Versorgungsplätzen.
Denn auch die Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle, kurz I.K.A., als medizinisches und psychosoziales Hilfsangebot platzt aus allen Nähten. 320 Patienten werden hier derzeit betreut, damit sei man am Limit angelangt, sagt Projektleiter Max Foissner. Auch er blickt besorgt auf die Anzahl der niedergelassenen Ärzte, die sich in Graz seit Jahren konstant hält.
glaubt man bei der Ärztekammer erahnen zu können. Hier spricht man von einem hohen Aufwand für die Mediziner, von einer rechtlich riskanten Behandlung und einer zusätzlich nötigen Ausbildung. Darüber hinaus würde ein niedergelassener Arzt in der Steiermark nur 12 Euro brutto von der bekommen – pro Monat und Patient. Das sei weniger als die Hälfte der Vergütung in Wien und Oberösterreich: „Wir plädieren für eine bundesweit einheitliche Lösung“, so Sprecher Martin Novak.
Die GKK sieht das anders. Hier betont man die hohen Kosten: Für etwa 1200 steirische Patienten – etwa zwei Drittel davon in Graz – würde man jährlich rund 2,6 Millionen Euro ausgeben. Und das nur für die Mittel, ohne ärztliche Leistung. Die Wertschätzung für behandelnde Ärzte sei daher, wie auch für alle anderen Mediziner, enorm. Es gebe einfach zu wenige Interessenten.
Das Problem in Graz will die Gebietskrankenkasse nun auf anderem Weg lösen – und zwar