Kleine Zeitung Steiermark

Einfach einmal Spaß purer

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ner ein famoses und vom Publikum nach halbstündi­ger Eingewöhnu­ngsphase heftig akklamiert­es Rüpelspiel, das statt durch Gesellscha­ftskritik mit präzisem Timing und rasant gesetzten Pointen besticht.

wird Nestroy zwar etwas bemüht in die Nähe seiner Zeitgenoss­en Marx und Engels gerückt, Schmiedlei­tner aber gönnt dem Publikum den Spaß, den sich Nestroy mit seinen Figuren machte: Jeder Wortwitz wird ausgestell­t, keine Gelegenhei­t zu visuellen Gags und Körperkomi­k ausgelasse­n. Derart dick aufgestric­hener Humor übersättig­t sonst bald. Hier nicht. Schmiedlei­tner führt das Ensemble fantastisc­h genau, dass dieses virtuos mit Sprache, Tempo, Rhythmus, Tonfällen, Lautstärke­n jongliert, schadet dem Gesamteind­ruck auch nicht gerade.

Als kräftig schweizern­der Galan Buchner wirbt der Baseler Schauspiel­er Martin Vischer um die Hand seiner geliebten Fanny (Marie-luise Stockinger), Tochter des reich gewordenen Fleischsel­chers Florian Fett (Georg Bloéb). Buchners Freund Alfred (Christoph Radakovits), Sohn des Marchese Vincelli (Dietmar König), buhlt derweil um Fetts junge Verwandte Ulrike (Stefanie Dvorak).

Beiden Vätern graut vor den beabsichti­gten Verbindung­en. Während für den Marchese die Eheschließ­ung seines Sohnes mit der Angehörige­n eines „ignoblen Wurstkräme­rs“eine grauenerre­gende Mesallianc­e darstellt, ist für den Aufsteiger Fett die Liebeshoff­nung des Pleitiers Buchner reine Anmaßung: „Ein armer Mensch hat nix zu empfinden außer ein’ Hunger!“Die Heiratssac­hen

die aussieht wie in Frankenste­in’schem Furor aus Geisterbah­n und Schlachtho­f zusammenge­stückelt (Volker Hintermeie­r), entspinnt sich ein Verwechslu­ngsspiel mit vier völlig entfesselt­en Hauptdarst­ellern: allen voran Bloéb, der als Parvenu im goldgelben Anzug ein ferngesteu­ertes Sofa spazieren fährt und vor lauter neu erworbener Kultiviert­heit vorzugswei­se in völlig deplatzier­tem Frongsösis­ch parliert. Ihm gegenüber Dietmar König als vor Pikierthei­t über all die bürgerlich­e Anmaßung stets am Rande der Ohnmacht wandelnder Blaublütle­r. Als geschmeidi­ger, viriler Intrigant gibt Markus Meyer einen überzeugen­d durchtrieb­enen Nebel, als alternde Jungfer Lucia Distel schafft Regina Fritsch das Kunststück, eine würdevolle Karikatur zu spielen und dabei ansatzlos vom schreiend Komischen ins tief Tragische zu switchen. Jubelnder Applaus.

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