Ehewracks im Trockendock
Regisseur Maria Matthias hat in seiner Version des Stücks das Glück, auf eine Idealbesetzung bauen zu können. Margarethe Tiesel und Franz Solar, die sich privat ja auch nicht ganz unbekannt sind, stehen sich in ihrem Temperament so nahe wie der Nordpol dem Südpol. Ihn hält es als Ehemann, der sich angeblich nur nach Frieden und Ruhe sehnt, nur selten auf seiner Sitzgelegenheit. Seine Kontrahentin im Ehe-ring ist bemüht, Gelassenheit zu demonstrieren.
Grandios ist Margarethe Tiesels Mienenspiel. Das Wetterleuchten in ihren Augen, dem Blitz und Donner ebenso folgen können wie das kurze, flüchtige Aufleuchten vom Glück der Erinnerung. Und ein lediglich leicht verschobener Mundwinkel kann mehr erzählen als ein langer Monolog. So, und jetzt gibt es ein kleines Problem. Denn das Stück nimmt nach der Pause eine wichtige Wendung; sie hier zu verraten, wäre fast Hochverrat. Aber dieser Teil beweist, dass in jeder guten Komödie auch der Kern der Tragödie steckt. Und sie bietet Johannes Silberschneider die Gelegenheit, erneut zu beweisen, dass er zu den besten, vielseitigsten und wandlungsfähigsten Schauspielern des Landes zählt, mit einem schier unerschöpflichen Reservoir an glaubwürdigsten Ausdrucksmitteln. Er therapiert mit seinen Darstellungskünsten auch das Publikum. Ein rarer, großer Wortwunderheiler.
Ausgezeichnetes, entlarvendes Unterhaltungstheater mit stabiler innerer Haltung, geprägt durch ein kongeniales Trio. Gebührender starker Applaus.