Die Vision einer zweiten „Murinsel“
Auf der Olympiawiese im Süden der Stadt könnte ein neues Naherholungsgebiet entstehen. Bürger und Politik sollen die Idee nun mitgestalten.
Vor allem mit dem zweiten Arm würde Graz einen Teil seiner ursprünglichen Landschaft wieder erhalten, ist sich Ull sicher: „Die Mur war immer dynamisch, es gab Inseln, es gab Arme. Graz war eine Aulandschaft.“Sie betont die Wichtigkeit der Mur: „Entlang des Flusses liegt die größte innerstädtische Waldanlage – sie hat mehr Fläche als alle Grazer Parkanlagen zusammen.“
Könczöl hat die Umweltschutzorganisation WWF auf seiner Sei- te: „Die Idee öffnet Lebensräume für Menschen und geschützte Arten. Der naturnahe Flusspark in der Stadt ist ein spannendes Konzept, ein Vorzeigeprojekt für Österreich“, sagt WWF-Flussexperte Gebhard Tschavoll. Er hebt außerdem hervor, dass Graz mit diesem Konzept in guter Gesellschaft wäre – etwa mit Wien, Seoul, San Francisco oder München.
Das Projekt soll auch eine Botschaft in Richtung des geplanten Murkraftwerks sein: „Das steht im Widerspruch zu unseren Zielen – nämlich mehr Freizeit und mehr Erholung“, so Könczöl. Er findet, dass im „innerstädtischen Bereich kein Platz für ein Kraftwerk“sei, und hält selbiges auch „wirtschaftlich nicht für umsetzbar“.
20 Millionen Euro
Flusspark und Insel sollen – inklusive einiger Ablösen – auf Kosten von rund 20 Millionen Euro kommen. Das ist günstiger, als es die Verwandlung der Wiener Mariahilfer Straße in eine Fußgängerzone war: Die Stadt Wien hat dafür vor zwei Jahren etwa 25 Millionen Euro ausgegeben. Die Initiative „Mur findet Stadt“glaubt zudem fest an internationale Finanzspritzen: „Ähnliche Projekte wurden von der EU mit bis zu 75 Prozent finanziert“, so Könczöl. Im nächsten Schritt sollen aber die Grazer, die Politik und NGOs in die weitere Projektentwicklung eingebunden werden – unter anderem über die Website www.murfindetstadt.at.
Insgesamt wäre die Vision für die Olympiawiese, die so groß ist wie der Grazer Stadtpark, nur die größte vieler Mur-Ideen der neuen Initiative. Dazu gehören etwa Projekte beim Augarten oder auf Höhe Andreas-Hofer-Platz.