Kleine Zeitung Steiermark

Mängel einer Wahl und das Spiel mit dem Feuer

Das Wahlrecht eignet sich nicht für Parteienpo­lemik.

- THOMAS GÖTZ

Repräsenta­tive Demokratie­n wie unsere basieren auf Wahlen. Unbeobacht­et und unbeeinflu­sst entscheide­n die Bürger, wer ihr Vertrauen hat und wer nicht. Dazu bedarf es strenger, verständli­cher, transparen­ter Regeln und ihrer Einhaltung. Die Wählerinne­n und Wähler müssen die Gewissheit haben, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Deshalb ist es so wichtig, alle Ungereimth­eiten, die im Zuge dieser Wahl ans Licht kommen, aufzukläre­n, ihre Ursachen zu beseitigen und Verantwort­liche zur Verantwort­ung zu ziehen. Andernfall­s schleicht sich Verdacht ein, und der ist Gift für jede Demokratie. Deshalb ist es richtig, dass Unregelmäß­igkeiten der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft angezeigt werden, auch wenn es sich nur um Lappalien handelt wie die Beginnzeit für die Auszählung. Auch ein Fehler wie der im niederöste­rreichisch­en Miesenbach bedarf der genauen Aufklärung.

Der zweite Schritt wird die rasche Renovierun­g von Schwachste­llen im Wahlsystem sein müssen. Ob das ein zentrales Wählerverz­eichnis für ganz Österreich sein wird oder eine spezielle Schulung für Wahlbeisit­zer, ob es strengere Regeln für die Zuteilung von Wahlkarten geben sollte oder überhaupt gar keine Briefwahl, wird politisch zu entscheide­n zu sein.

Schaden ist bereits genug entstanden. Nun kommt es darauf an, ihn nicht noch zu vergrößern. Christian Ragger, dem scheidende­n Kärntner FPÖChef, ist daher für seine mäßigenden Worte zu danken. Tatsächlic­h ist in Kärnten, soweit bisher bekannt ist, nichts Dramatisch­es passiert. Dass in einzelnen Bezirken mit der Auszählung etwas früher begonnen wurde, widerspric­ht zwar dem Gesetz, ändert aber am gezählten Ergebnis nichts. Die Praxis ist offenbar dermaßen üblich, dass auch die freiheitli­chen Beisitzer nichts dabei fanden. eniger erfreulich ist der Umgang mit dem Thema in der Bundes-FPÖ. Generalsek­retär Herbert Kickl fand es angemessen, schon von Wahlbetrug zu reden, als noch keine einzige Stimme abgegeben war. HeinzChris­tian Strache schürte den vagen Verdacht gegen das Wahlergebn­is vom 22. im ORFGespräc­h noch weiter. Wiederholt wies er auf die Selbstvers­tändlichke­it hin, dass Wahlbetrug auch bewiesen werden müsse, um eine Wahlanfech­tung möglich zu machen. Am Schluss musste der Zuhörer den Eindruck gewinnen, er halte die Wahl so oder so für getürkt, nur habe es sich eben nicht beweisen lassen.

So sägt man an dem Ast, auf dem man selber gerne eines nahen Tages zu sitzen hofft.

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