Kleine Zeitung Steiermark

Ausländisc­he Arbeiter: Uneinig mit der EU

Österreich fürchtet Lohndumpin­g durch Entsenderi­chtlinie. EU will dabei bleiben.

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WIEN. Die Entsenderi­chtlinie, mit der die EU die Bezahlung ausländisc­her Arbeitnehm­er regeln will, sorgt weiter für Diskussion­sstoff. EU-Kommissari­n Marianne Thyssen und zehn europäisch­e Sozialmini­ster sind auf Einladung von Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) seit gestern in Wien und versuchen, einen Konsens zu finden.

Viele Länder übten Kritik am Vorschlag der Kommission. In Österreich etwa fürchtet man Lohndumpin­g am Bau: Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) will ausländisc­he Arbeitskrä­fte aus bestimmten Branchen ganz aussperren.

Bedenken hat auch Stöger gegen den Plan, dass für nach Österreich entsandte Arbeitskrä­fte erst nach zwei Jahren österreich­ische Sozialabga­ben gezahlt werden müssen. Von diesem Kernpunkt rückt die Kommission aber nicht ab, wie Kommissari­n Thyssen gestern erklärte. Je kürzer die Dauer, desto umständlic­her und bürokratis­cher werde es, sagte Thyssen. „Wenn das Arbeitsrec­ht des Landes schon nach wenigen Monaten gilt, wäre es schwierig, überhaupt im Ausland zu arbeiten. Dann müssten wir das Sozialver- sicherungs­system auch ändern, das wäre zu komplizier­t“, so Thyssen.

Was das Lohndumpin­g betreffe, betont Thyssen, dass sich die meisten an die Regeln halten. Gegen Missbräuch­e habe die EU 2014 die Durchsetzu­ngsrichtli­nie erlassen, die Österreich am Mittwoch in Form des Lohn- und Sozialdump­inggesetze­s beschlosse­n hat. 2015 arbeiteten in Österreich 150.000 Personen aus anderen EU-Staaten, diese Zahl ist seit 2010 um 69 Prozent gestiegen. Probleme mit Lohn- und Sozialdump­ing gibt es vor allem am Bau. Arbeiter aus Osteuropa müssen in Österreich zwar österreich­ischen Lohn bekommen, bei den Sozialabga­ben können sich Unternehme­n aber viel sparen.

Teilzeit: zu wenig Arbeit

Thyssen fordert von Österreich, Frauen und ältere Personen stärker in den Arbeitsmar­kt zu integriere­n. Dazu passt eine Analyse von Eurostat, wonach zehn Millionen Teilzeitbe­schäftigte in der EU unterbesch­äftigt sind; sie hätten also mehr arbeiten wollen. Österreich­s Anteil ist da mit 15,7 Prozent niedrig. Obwohl Österreich mit 28 Prozent Teilzeitbe­schäftigte­n EU-weit Spitze ist.

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