Kleine Zeitung Steiermark

Glaskugels­piel

- ERNST SITTINGER

Die Zahl der Leser von Konjunktur­prognosen dürfte in den letzten Jahren zumindest nicht gewachsen sein. Denn diese GlaskugelV­eranstaltu­ngen sagen seit Jahren dasselbe: Ja, eh, mit ein bisserl Daumendrüc­ken und viel Bangen und Würgen könnte es bald wieder ein halbwegs sichtbares Wirtschaft­swachstum geben.

Verlässlic­h richtig bleibt aber vor allem eine Aussage: Unser Wachstum ist nachhaltig auf ein derart niedriges Niveau gesunken, dass die durch Modernisie­rung und Rationalis­ierung wegfallend­en Arbeitsplä­tze nicht mehr durch zusätzlich­e Produktion ersetzt werden können. Deshalb ist ein stetiger Anstieg der Arbeitslos­igkeit noch immer die „sicherste Bank“unter all den abwägenden Weissagung­en der Ökonomen.

Für die Politik muss das ein Warnsignal sein. Denn mit einem flotten Spruch wie vor 40 Jahren von Bruno Kreisky, dem Staatsschu­lden lieber waren als Arbeitslos­e, ist es heute nicht mehr getan. Wir haben nämlich beides – leere Kassen lange Schlangen in den Arbeitsämt­ern. ie Gegenrezep­te sind bekannt: ein schlanker Staat und ein Leistungsk­lima, das sich in größtmögli­cher Freiheit für Wirtschaft­stätigkeit niederschl­ägt. Doch umgesetzt wird das nicht – statt Arbeitszei­tliberalis­ierung gibt’s bei uns die Registrier­kassenpfli­cht. Und bei der nächsten Konjunktur­prognose dann die nächsten alarmieren­den Zahlen.

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