Kleine Zeitung Steiermark

Europa hat bis jetzt verschlafe­n

Die Situation ist nun verfahren, unsere Leser glauben nicht an Junckers Flüchtling­splan.

- Walter Heiling, Unterrohr Mag. Thomas Holzapfel, Admont

Spät aber doch: Wenn Kommission­schef Juncker jetzt draufkommt, dass in Europa so manches schiefläuf­t, ist das erfreulich, aber leider zu spät, bis jetzt hat er nur zugeschaut – oder weggeschau­t – und hat sich nicht gerührt. Jetzt, wo der Wagen verfahren ist, wacht er auf und will mit Worten das reparieren, was er bis heute verschlafe­n hat. Wenn er jetzt sagt, Europa ist in keinem guten Zustand, so hat er recht, aber davon hatten ihn die europäisch­en Bürger schon lange in Kenntnis gesetzt, und wenn er meint „zu wenig Europa“, müsste er ergänzen: zu viel Eurokraten. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, bräuchten wir nicht so viele hoch dotierte Kommission­splauderer, die viel reden, aber wenig sagen. Von Ausgleichs­zahlungen, die säumige Staaten leisten müssten, ist man in diesem uneinig gewordenen EU-Haufen auch wieder abgekommen.

Respekt und Dank

Ich beobachte insbesonde­re die deutsche Europapoli­tik sehr kritisch. Heute möchte ich aber meine Bewunderun­g über die Haltung Deutschlan­ds und im Gefolge Österreich­s ausdrücken. Hier wurde jenseits aller notwendige­n politische­n Entscheidu­ngen, human gehandelt. Meinen tief empfundene­n Dank möchte ich auch an die überwältig­ende Hilfe der vielen freiwillig­en Helfer richten.

Umso verwerflic­her erscheint mir die Haltung der ungarische­n Verantwort­lichen. Menschen, die traumatisi­ert vom Krieg sind, seelisch und körperlich erschöpft sind, zu täuschen und mit Versprechu­ngen in einen Zug zu setzen, um diesen dann anzuhalten, um die Menschen in ein Lager zu bringen.

Ebenso ist es unerträgli­ch, die Menschen, scheinbar objektiv, in Kriegs- und Wirtschaft­sflüchtlin­ge zu unterteile­n. Die Flüchtling­e versuchen, nicht nur ihr Leben zu retten, sondern auch eine Perspektiv­e für sich und ihre Familien zu haben. Übrigens, was ist eigentlich z. B. mit Herrn Schwarzene­gger und Herrn Stronach, die sind doch sicherlich nicht aus Österreich ausgewande­rt, weil sie hier um ihr Leben fürchten mussten, sondern weil sie auf der Suche nach einem Leben mit persönlich­er und wirtschaft­licher Perspektiv­e waren?

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