Europa hat bis jetzt verschlafen
Die Situation ist nun verfahren, unsere Leser glauben nicht an Junckers Flüchtlingsplan.
Spät aber doch: Wenn Kommissionschef Juncker jetzt draufkommt, dass in Europa so manches schiefläuft, ist das erfreulich, aber leider zu spät, bis jetzt hat er nur zugeschaut – oder weggeschaut – und hat sich nicht gerührt. Jetzt, wo der Wagen verfahren ist, wacht er auf und will mit Worten das reparieren, was er bis heute verschlafen hat. Wenn er jetzt sagt, Europa ist in keinem guten Zustand, so hat er recht, aber davon hatten ihn die europäischen Bürger schon lange in Kenntnis gesetzt, und wenn er meint „zu wenig Europa“, müsste er ergänzen: zu viel Eurokraten. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, bräuchten wir nicht so viele hoch dotierte Kommissionsplauderer, die viel reden, aber wenig sagen. Von Ausgleichszahlungen, die säumige Staaten leisten müssten, ist man in diesem uneinig gewordenen EU-Haufen auch wieder abgekommen.
Respekt und Dank
Ich beobachte insbesondere die deutsche Europapolitik sehr kritisch. Heute möchte ich aber meine Bewunderung über die Haltung Deutschlands und im Gefolge Österreichs ausdrücken. Hier wurde jenseits aller notwendigen politischen Entscheidungen, human gehandelt. Meinen tief empfundenen Dank möchte ich auch an die überwältigende Hilfe der vielen freiwilligen Helfer richten.
Umso verwerflicher erscheint mir die Haltung der ungarischen Verantwortlichen. Menschen, die traumatisiert vom Krieg sind, seelisch und körperlich erschöpft sind, zu täuschen und mit Versprechungen in einen Zug zu setzen, um diesen dann anzuhalten, um die Menschen in ein Lager zu bringen.
Ebenso ist es unerträglich, die Menschen, scheinbar objektiv, in Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge zu unterteilen. Die Flüchtlinge versuchen, nicht nur ihr Leben zu retten, sondern auch eine Perspektive für sich und ihre Familien zu haben. Übrigens, was ist eigentlich z. B. mit Herrn Schwarzenegger und Herrn Stronach, die sind doch sicherlich nicht aus Österreich ausgewandert, weil sie hier um ihr Leben fürchten mussten, sondern weil sie auf der Suche nach einem Leben mit persönlicher und wirtschaftlicher Perspektive waren?