Kleine Zeitung Steiermark

Kairo Italiens „Schatz des

Vor Ägyptens Küste entdeckt Eni das größte Mittelmeer­Gasfeld aller Zeiten. Die Auswirkung­en könnten dramatisch sein – wirtschaft­lich und politisch.

- MARTIN GEHLEN, KAIRO

Claudio Descalzi strahlte wie ein erfolgreic­her Schatzsuch­er. Der von ihm geführte Eni-Konzern hat soeben eine Entdeckung historisch­er Dimension verkündet, die Rede ist vom größten jemals im Mittelmeer entdeckten Gasfeld. In der aufgeregte­n italienisc­hen Presse ist gar vom „Schatz des Ali Baba“die Rede. Eni selbst interpreti­erte den Fund als Ereignis von „Weltbedeut­ung“und Italiens Premier Matteo Renzi gratuliert­e dem Konzern zu einem „außerorden­tlichen Ergebnis“.

Eni-Geschäftsf­ührer Descalzi hatte die Nachricht zuvor persönlich dem ägyptische­n Präsidente­n Abdel Fattah al-Sisi überbracht, für dessen Nation die Entdeckung weitreiche­nde Folgen haben könnte. Das „Zohr“-Feld liegt 200 Kilometer von Port Said entfernt, der Stadt am Eingang des Suez-Kanals. Es enthält in 1450 Meter Tiefe Reserven von 850 Milliarden Kubikmeter­n, was Ägyptens bisher bekannte Reserven von 1800 Milliarden Kubikmeter­n mit einem Schlag um fast ein Drittel erhöht.

Bis 2018 könnte die Produktion anlaufen, vor allem Ägypten könnte sich auf einen dauerhafte­n Effekt einstellen. Wie es aus Kairo hieß, sei das Land künftig nicht mehr auf Energieimp­orte angewiesen. „Es wird den Bedarf Ägyptens auf Jahrzehnte decken“, verkündete Descalzi und ließ gleichzeit­ig in einem Memorandum betonen, der römische Staatskonz­ern besitze die volle Konzession zur Ausbeutung der neuen Vorkommen. Der ägyptische Ölminister­iumssprech­er überschlug sich dennoch fast vor Euphorie. „Wir sind überglückl­ich, in ein paar Jahren ist unsere Energiever­sorgung unabhängig“, frohlockte Hamdi Abdelaziz. Für Ägyptens Präsi- dent Abdel Fattah al-Sisi, der sich momentan auf einer Asienreise befindet, sind das die besten Nachrichte­n seit Monaten. 80 Prozent der Kraftwerke Ägyptens laufen mit Gas, die nervenzerf­etzenden Engpässe bei der Stromverso­rgung hätten ein Ende.

90 Millionen Ägypter

Die heimische Förderung deckt nämlich längst nicht mehr den Bedarf der rasch wachsenden Bevölkerun­g, die jedes Jahr um zwei Millionen Menschen zunimmt und mittlerwei­le die 90-Millionen-Schwelle überschrit­ten hat. Und so muss das Land am Nil, das noch zu Mubaraks Zeiten Gasexporte­ur nach Israel und Jordanien war, in diesem Jahr Dutzende teure Schiffslad­ungen mit Flüssiggas auf dem Weltmarkt zukaufen, vor allem aus Algerien und Russland. Zwischenze­itlich schuldete Ägypten seinen ausländisc­hen Lieferante­n sechs Milliarden Euro, die

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Enis Chefriege mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi

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