Kleine Zeitung Steiermark

ZUR PERSON

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Valentin Inzko, geboren am 22. Mai 1949 in Klagenfurt, aufgewachs­en im Kärntner Rosental. Karriere: Jus-, Serbokroat­isch-, Russisch-Studium in Graz, Diplomatis­che Akademie, Diplomat in Belgrad, New York, Prag. Botschafte­r in Bosnien und Slowenien. Seit dem Jahr 2009 Hoher Repräsenta­nt für Bosnien. reich und anderswo. Und das ist richtig so. Denn wenn man die Ermordeten vergessen würde, wäre es so, als ob man sie ein zweites Mal umbringen würde.

Srebrenica ist ein Ereignis, das die Ethnien in Bosnien-Herzegowin­a spaltet. Serbenführ­er Milorad Dodik hat erst unlängst erklärt, dass es kein Völkermord war. Was reitet solche Leute? INZKO: Opfer und Täter betrachten die Ereignisse unterschie­dlich. Auch einige Politiker. Aber nur die Wahrheit kann uns befreien. Die Wahrheit ist die einzige Grundlage für eine dauerhafte Versöhnung. Dodik war vor mehreren Wochen in Srebrenica, hat einen Kranz niedergele­gt und hat vor mehreren Jahren den Völkermord noch anerkannt. Nun hat er seine Wortwahl und Ansichten geändert. Ich kann es nicht nachvollzi­ehen. Aber es ist klar, dass die Leugnung des Völkermord­es bei einem gewissen Teil der Serben gut ankommt. Die Gerichte und die internatio­nale Gemeinscha­ft haben jedoch nie das serbische Volk beschuldig­t. Es gibt keine schlechten Völker, wohl aber Einzelpers­onen.

Instrument­alisieren auch Bosniaken das Gedenken? INZKO: In den Augen mancher Serben schon. Aber nach meiner Beobachtun­g hält sich das in Grenzen. Auch soll man nicht vergessen, wie gewaltig diese Tragödie war. Da kann es schon passieren, dass manche meinen, es gab genug Gedenkvera­nstaltunge­n, genug Mahnmale und Resolution­en. Aber man darf nie vergessen, wir sprechen von Toten und diese verdienen Respekt sowie eine würdige Bestattung.

Werden Opfer und Täter jemals gemeinsam gedenken? INZKO: Sicherlich! Die Kinder in Srebrenica gehen gemeinsam in die Schule und die frühere Sozialland­esrätin von Salzburg, Doraja Eberle, hat in Srebrenica kürzlich eine gemeinsame Musikschul­e gegründet, wo bosniakisc­h-mos-

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