„Angst hatte ich nur beim ersten Mal!“
Didier Cuche (40) ist mit fünf Siegen der Streif-Rekordmann. Der Schweizer über Angst, Erfolg und selbst gemachte Würste.
Ihre erste Begegnung mit der Streif war ein Rendezvous mit der nackten Angst, hört man? DIDIER CUCHE: Vor mir sind vier Läufer gestürzt, einige wurden mit dem Helikopter abtransportiert. Ich wollte umkehren, mit der Bahn runterfahren. Letztlich hat’s mein Stolz nicht zugelassen.
Und Sie sind aus dem Starthaus – auf der richtigen Seite? CUCHE: Mit der Hoffnung, dass ich es überlebe. Unterwegs habe ich gemerkt: Okay, es ist schlimm, aber nicht so schlimm. Wobei es stets ein schmaler Grat ist, ob man die Kontrolle behält. Bei der ersten Fahrt habe ich fast neun Sekunden verloren, bei der zweiten nur noch zweieinhalb.
Das war 1996 – zwei Jahre später haben Sie die KitzbühelAbfahrt gewonnen – wenn auch auf stark verkürzter Strecke . . . CUCHE: Das war mir völlig egal, es war ja mein erster Weltcupsieg. Nur eine eigene Gondel habe ich damals nicht bekommen.
Die haben Sie sich später mit fünf Siegen redlich verdient, Sie
INTERVIEW sind Abfahrtsrekordsieger, der König der Streif. Hat sich irgendwann Routine eingestellt auf dieser Strecke? CUCHE: Niemals! Hier bist du immer extrem angespannt, bei jeder Fahrt voll Adrenalin.
Fährt auch die Angst mit? CUCHE: Angst ist für mich, wenn der Körper so viel Stresshormone ausschüttet, dass du schlotternde Beine bekommst. Und die hatte ich vor meiner allerersten Fahrt, dann aber nie mehr.
Inwieweit hat Kitzbühel Leben verändert? CUCHE: Dass ich just auf der Streif meinen ersten Weltcupsieg feiern durfte, war speziell. Ich war davor nicht sonderlich erfolgreich. Es hätte gut sein können, dass meine Karriere zwei Jahre später zu Ende geht. Ich habe ja Metzger gelernt, vielleicht wäre
Ihr ich sonst ein sehr guter Metzger geworden (lacht). Generell aber hat der Erfolg mein Leben verändert. Ohne Erfolge hätte ich heute nicht dieses privilegierte Leben.
Apropos Metzger – wann haben Sie Ihre letzte Wurst fabriziert? CUCHE: Im Sommer 2013, als Joyz TV (privater Schweizer TV-Sender, Anm.) mit mir ein Live-Interview über neun oder zehn Stunden führte. Da haben wir auch eine Wurst gemacht.
Sie haben – nicht zuletzt in Kitzbühel – viele Kollegen verhängnisvoll stürzen gesehen. Wie geht man damit um? CUCHE: Ein Speedfahrer wächst mit der Erkenntnis auf, dass er solche Negativerlebnisse ausblenden muss. Gelingt ihm das nicht, wird er nie mehr schnell sein. Ich habe beispielsweise den Sturz von Dani Albrecht am Starthausmonitor mitverfolgt, aber noch bevor er nach dem Zielsprung aufgeschlagen ist, habe ich mich abgewendet.
Was funkten da die Trainer? CUCHE: Die Trainer schützen dich,