Kleine Zeitung Steiermark

Halbe Welt

- KORRESPOND­ENTEN MATTHIAS THIBAUT

die britische „living wage“-Kampagne fordert.

Der Bericht haut in die gleiche Kerbe wie der Wirtschaft­sbestselle­r „Kapitalism­us im 21. Jahrhunder­t“von Thomas Piketty. Er zeigt, wie nach fast einem Jahrhunder­t sich bessernder Wohlstands­verteilung in den führenden Industriel­ändern die Wohlstands­lücke wieder wächst. Eine ähnliche Analyse legen in dieser Woche britische Bischöfe in dem Bericht „Auf Fels oder Sand“vor. Sie werfen der britischen Regierung vor, die Armutsbekä­mpfung zugunsten der Schaffung von Wohlstand und Arbeit vernachläs­sigt und die Armen „zurückgela­ssen“zu haben.

Alle diese Analysen haben heftigste Debatten ausgelöst. Regierunge­n haben ihr Vorgehen gegen Steuerdump­ing internatio­nal verschärft. US-Präsident Obama will demnächst neue Vermögenss­teuern für die Reichsten vorschlage­n.

Aber es gibt auch Kritik, weil diese Berichte über wachsende Ungleichhe­it außer Acht lassen, dass der Wohlstand der Welt insgesamt wächst – und etwa zu einem Rückgang des Welthunger­s und der Weltarmut führt. Laut Oxfams neuem Bericht ist jeder Neunte in der Welt (das sind 11 Prozent) unterernäh­rt. Aber Anfang der Neunzigerj­ahre, als die UNO ihre „Millennium­sziele“für die Bekämpfung von Armut und Hunger formuliert­e, waren es 24 Prozent.

„Oxfam, eigentlich eine Hungerhilf­sorganisat­ion, wurde von der politische­n Linken gehijackt“, bloggte das Magazin Spectator in einer Polemik und stellte der Kritik Oxfams am konzentrie­rten Pharmareic­htum eine Tabelle gegenüber. Seit 1990 ist die Zahl der durch tödliche Krankheit verloren gegangenen Lebensjahr­e global um 25 Prozent gesunken.

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Winnie Byanyima, Direktorin von Oxfam

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