Halbe Welt
die britische „living wage“-Kampagne fordert.
Der Bericht haut in die gleiche Kerbe wie der Wirtschaftsbestseller „Kapitalismus im 21. Jahrhundert“von Thomas Piketty. Er zeigt, wie nach fast einem Jahrhundert sich bessernder Wohlstandsverteilung in den führenden Industrieländern die Wohlstandslücke wieder wächst. Eine ähnliche Analyse legen in dieser Woche britische Bischöfe in dem Bericht „Auf Fels oder Sand“vor. Sie werfen der britischen Regierung vor, die Armutsbekämpfung zugunsten der Schaffung von Wohlstand und Arbeit vernachlässigt und die Armen „zurückgelassen“zu haben.
Alle diese Analysen haben heftigste Debatten ausgelöst. Regierungen haben ihr Vorgehen gegen Steuerdumping international verschärft. US-Präsident Obama will demnächst neue Vermögenssteuern für die Reichsten vorschlagen.
Aber es gibt auch Kritik, weil diese Berichte über wachsende Ungleichheit außer Acht lassen, dass der Wohlstand der Welt insgesamt wächst – und etwa zu einem Rückgang des Welthungers und der Weltarmut führt. Laut Oxfams neuem Bericht ist jeder Neunte in der Welt (das sind 11 Prozent) unterernährt. Aber Anfang der Neunzigerjahre, als die UNO ihre „Millenniumsziele“für die Bekämpfung von Armut und Hunger formulierte, waren es 24 Prozent.
„Oxfam, eigentlich eine Hungerhilfsorganisation, wurde von der politischen Linken gehijackt“, bloggte das Magazin Spectator in einer Polemik und stellte der Kritik Oxfams am konzentrierten Pharmareichtum eine Tabelle gegenüber. Seit 1990 ist die Zahl der durch tödliche Krankheit verloren gegangenen Lebensjahre global um 25 Prozent gesunken.