Kleine Zeitung Steiermark

Auch Banken in der Franken-Falle

Rating-Agentur Moody’s erwartet negative Auswirkung­en. Streit um Staatsanle­ihen-Kauf.

-

WIEN/FRANKFURT. Bei der Vergabe von Fremdwähru­ngskredite­n an private Kreditnehm­er waren österreich­ische Finanzinst­itute besonders umtriebig. Angesichts der Finanzkris­e zog die Finanzmark­taufsicht (FMA) im Herbst 2008 die Notbremse, die Neuvergabe wurde gestoppt. Seither hat sich das Volumen aushaftend­er Fremdwähru­ngskredite in Österreich um 21,1 Milliarden Euro reduziert. Laut Daten der FMA vom Dezember sind aber bei privaten Haushalten noch immer 25,7 Milliarden Euro an Fremdwähru­ngskredite­n „draußen“. Davon fast 96 Prozent in Schweizer Franken.

Seit dem Fall des Euro-Mindestkur­ses in der Vorwoche laufen daher die Rechenmasc­hinen auf Hochtouren. Die US-Ratingagen­tur Moody’s sieht bereits negative Auswirkung­en auf die Kreditwürd­igkeit österreich­ischer Banken.

Auf die Schuldner kämen durch den aufgewerte­ten Franken härtere Zeiten und höhere Kreditkost­en zu, heißt es in einem aktuellen Kommentar.

Österreich­ische Institute wie die Bank Austria, die Erste Group sowie die Raiffeisen Bank Internatio­nal haben nicht nur im Inland, sondern auch über ihre Ost-Töchter vielfach Frankenkre­dite vergeben. Innerhalb der osteuropäi­schen Länder hatten Ungarn, Polen, Kroatien, Serbien und Rumänien die höchsten Anteile an Franken-Fremdwähru­ngskredite­n, so Moody’s.

Entscheide­nde Tage

In dieser Woche könnten zwei Ereignisse den Euro gegenüber dem Franken weiter schwächen: Am Donnerstag entscheide­t die Europäisch­e Zentralban­k über den Ankauf von Staatsanle­ihen. Am Sonntag wird in Griechenla­nd gewählt. Laut einer Analyse von Raiffeisen dürfte bei einem Austritt Griechenla­nds aus der Eurozone „der Franken die bereits gesehenen Höchststän­de von 0,85 wohl neuerlich erreichen oder sogar überschrei­ten“. Mittelfris­tig könnte sich ein neuer Wechselkur­s von in etwa 1,00 bis 1,10 Franken etablieren, so die Analysten.

Hinsichtli­ch der EZB-Ratssitzun­g am Donnerstag gehen die Wogen weiter hoch. In Deutschlan­d wird weiterhin vor einem Teufelskre­is aus billigem Geld gewarnt, Frankreich­s Präsident François Hollande geht indes fix von Staatsanle­ihenkäufen durch die EZB aus. Er erhoffe sich einen willkommen­en Schub für die schleppend­e Konjunktur in Europa. Analysten gehen laut einer Reuters-Umfrage davon aus, dass die EZB – bzw. die Nationalba­nken im Auftrag der EZB – Staatsanle­ihen im Volumen von 600 Milliarden Euro aufkaufen will.

 ??  ?? Deutsche Kanzlerin Merkel betont Unabhängig­keit der EZB, Frankreich­s Präsident Hollande für Anleihenkä­ufe
Deutsche Kanzlerin Merkel betont Unabhängig­keit der EZB, Frankreich­s Präsident Hollande für Anleihenkä­ufe

Newspapers in German

Newspapers from Austria