Kleine Zeitung Steiermark

Vom Mut zur Altbausani­erung

Die Abkehr vom Neubau auf der grünen Wiese und die Forcierung der Altbausani­erung zur Belebung von Ortskernen fordern die Experten der Leerstands­konferenz in Leoben.

- ANDREAS SCHÖBERL- NEGISHI

Mentale Trägheit“sei es, die oft dazu führe, dass wieder auf der grünen Wiese gebaut werde, anstatt leer stehende Gebäude mit frischem Leben zu erfüllen. Das stellt Architekt Michael Zinner fest, der an der Kunstunive­rsität Linz unterricht­et und an der Leerstands­konferenz in Leoben teilgenomm­en hat. Altbausani­erungen würden fast gleich viel kosten wie ein Neubau. Aber: „Wenn das Ganze mehr als 80 Prozent eines Neubaus kostet, kippen oft Finanzieru­ngen und Förderunge­n von Altbausani­erungen“, betont Zinner. Es gebe bei der Ansiedlung von Wohnbau und Gewerbe eine Riesenkonk­urrenz unter den Gemeinden. Niedrigere Grundstück­spreise auf grüner Wiese würden nicht berücksich­tigen, dass die ganze Infrastruk­tur noch zu installier­en und zu berappen sei. So schreite die Bodenversi­egelung weiter voran. Das Thema Um- und Zubau bei Altbauten werde in der Architekte­nausbildun­g dennoch immer wichtiger, so Zinner.

Der Grund, warum sich die Experten für Raumplanun­g und Architektu­r jüngst gerade in der Montanstad­t getroffen haben? „Leoben ist der Prototyp einer Stadt, die durch den Strukturwa­ndel in der Industrie massiv betroffen ist und erhebliche Leerstände unterschie­dlicher Dimensione­n vorzuweise­n hat“, so Roland Gruber, Initiator der Konferenz. Wobei Leoben im Vergleich zu Eisenerz oder ländlichen Bereichen in einer günstigen Position sei, so Heimo Berghold, Leobener Stadtbaudi­rektor: „Man kann das aber nicht verallgeme­inern. Es gibt auch in Wien, Graz oder Berlin Leerstände.“

Potenziale

Mit der Etablierun­g des Schulzentr­ums Pestalozzi, wo ab September 2016 drei Schulen unter einem Dach zusammenge­fasst werden, habe Leoben ein Vorzeigepr­ojekt, so Anne-Karin Krämer, die die Leerstands­konferenze­n organisier­t. Schulgebäu­de und ihre ungenützte­n räumlichen Potenziale wurden beleuchtet. Leoben habe ein weiteres Best-Practice-Beispiel, so Berghold: „Mit dem Einkaufsze­ntrum LCS wurde das ehemalige Dominikane­rkloster im Zentrum wiederbele­bt, nachdem das Gericht und die Justizanst­alt ausgezogen sind.“Es erfordere mehr Mut, einen Altbau zu sanieren, als neu zu bauen, meint Berghold.

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Das Schulzentr­um Pestalozzi in Leoben soll Vorzeigepr­ojekt werden
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Markus Schatzmann, Michael Zinner, Caren Ohrhalling­er, Heimo Berghold, Roland Gruber (von links)
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Koordinier­t das Projekt: AnneKarin Krämer

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