Vom Mut zur Altbausanierung
Die Abkehr vom Neubau auf der grünen Wiese und die Forcierung der Altbausanierung zur Belebung von Ortskernen fordern die Experten der Leerstandskonferenz in Leoben.
Mentale Trägheit“sei es, die oft dazu führe, dass wieder auf der grünen Wiese gebaut werde, anstatt leer stehende Gebäude mit frischem Leben zu erfüllen. Das stellt Architekt Michael Zinner fest, der an der Kunstuniversität Linz unterrichtet und an der Leerstandskonferenz in Leoben teilgenommen hat. Altbausanierungen würden fast gleich viel kosten wie ein Neubau. Aber: „Wenn das Ganze mehr als 80 Prozent eines Neubaus kostet, kippen oft Finanzierungen und Förderungen von Altbausanierungen“, betont Zinner. Es gebe bei der Ansiedlung von Wohnbau und Gewerbe eine Riesenkonkurrenz unter den Gemeinden. Niedrigere Grundstückspreise auf grüner Wiese würden nicht berücksichtigen, dass die ganze Infrastruktur noch zu installieren und zu berappen sei. So schreite die Bodenversiegelung weiter voran. Das Thema Um- und Zubau bei Altbauten werde in der Architektenausbildung dennoch immer wichtiger, so Zinner.
Der Grund, warum sich die Experten für Raumplanung und Architektur jüngst gerade in der Montanstadt getroffen haben? „Leoben ist der Prototyp einer Stadt, die durch den Strukturwandel in der Industrie massiv betroffen ist und erhebliche Leerstände unterschiedlicher Dimensionen vorzuweisen hat“, so Roland Gruber, Initiator der Konferenz. Wobei Leoben im Vergleich zu Eisenerz oder ländlichen Bereichen in einer günstigen Position sei, so Heimo Berghold, Leobener Stadtbaudirektor: „Man kann das aber nicht verallgemeinern. Es gibt auch in Wien, Graz oder Berlin Leerstände.“
Potenziale
Mit der Etablierung des Schulzentrums Pestalozzi, wo ab September 2016 drei Schulen unter einem Dach zusammengefasst werden, habe Leoben ein Vorzeigeprojekt, so Anne-Karin Krämer, die die Leerstandskonferenzen organisiert. Schulgebäude und ihre ungenützten räumlichen Potenziale wurden beleuchtet. Leoben habe ein weiteres Best-Practice-Beispiel, so Berghold: „Mit dem Einkaufszentrum LCS wurde das ehemalige Dominikanerkloster im Zentrum wiederbelebt, nachdem das Gericht und die Justizanstalt ausgezogen sind.“Es erfordere mehr Mut, einen Altbau zu sanieren, als neu zu bauen, meint Berghold.