Plassnik in der Normandie
Ob es Zufall ist? Streng geheim liefen in den letzten Wochen die Vorbereitungen für den Kurzbesuch von Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Juni bei Bundespräsident Heinz Fischer in Wien. An die Öffentlichkeit ging man damit erst Mittwochabend – da hatte Frankreichs Präsident François Hollande soeben den wochenlangen Putin-Boykott des Westens durch einen Empfang in Paris beendet. Offenkundig war sich Fischer selbst nicht sicher. So wurde der Putin-Besuch in Wien mit EU-Präsident Herman Van Rompuy, aber auch mit Berlin und Paris abgestimmt. Um sich nicht den Vorwurf des Putin-Verstehers einzuhandeln, reist Fischer heute demonstrativ zur Amtseinführung des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nach Kiew.
Während Putin in Wien der rote Teppich ausgerollt wird, hat man keine Zeit für den türkischen Premier Recep Erdogan,˘ der am 19. Juni in Wien wahlkämpft. Fischer und Faymann weilen im Ausland, beim Kanzler haben die Türken um einen Termin angeklopft.
Warum fehlten die Spitzen der Republik bei den Feierlichkeiten zum D-Day? Wenn die deutsche Kanzlerin Angela Merkel der Befreiung Europas von der Nazi-Herrschaft in der Normandie gedenkt, warum nicht auch Bundespräsident oder Kanzler? Als ob nicht auch Österreich den Alliierten die Wiedererlangung der Freiheit verdankt. Am Ballhausplatz wird versichert, keine Einladung erhalten zu haben. Österreich war dennoch vertreten – durch Botschafterin Ursula Plassnik. Die Franzosen hatten die Botschafter der 28 EU-Länder in die Normandie eingeladen.