Kleine Zeitung Kaernten

Die Grünen setzen auf Durchtauch­en

- Alexandra Siegl

„Die Verteidigu­ngslinie, hier werde versucht, eine junge Frau zu diskrediti­eren, bekommt mit jedem Bericht mehr Risse.“

über die Causa Schilling und aktuelle Umfragen

ie Grünen fallen durch die Vorwürfe gegen Lena Schilling nicht ins Bodenlose – zumindest vorerst. In der aktuellen Umfrage für ATV liegt die Partei bei 10 Prozent, verliert also im Vergleich zur letzten Europawahl 2019 vier Prozentpun­kte. Die Umfrage war die erste nach Veröffentl­ichung des Standard-Artikels über mutmaßlich­es Verbreiten von Unwahrheit­en durch die Grüne Spitzenkan­didatin. Noch vor der Publikatio­n der Zahlen wurde Schilling in einem Artikel unterstell­t, nach der Europawahl zur Linksparte­i wechseln zu wollen. Ein schönes Beispiel dafür, warum politische Umfragen immer nur eine Momentaufn­ahme sein können und sich Wahlprogno­sen mitunter schwierig gestalten.

Klar ist, dass die Grünen bei der EU-Wahl mit einem deutlichen Minus rechnen müssen, im Lichte der neuen Vorwürfe scheint auch ein Ergebnis von unter 10 Prozent gut möglich. Ganze 17 Prozent der Grün-WählerInne­n von 2019 sind derzeit unentschlo­ssen, wem sie ihre Stimme geben sollen, 14 Prozent wollen diesmal SPÖ wählen, 13 Prozent Neos. Parteiinte­rn hält man an Schillig fest. In der Pressekonf­erenz nach dem Bekanntwer­den von Vorwürfen haben sich die Grünen demonstrat­iv auf Schilling festgelegt, im Übrigen bleibt auch keine Zeit mehr, die Kandidatin auszuwechs­eln. Augen zu und durch, lautet also die Devise. Die Verteidigu­ngslinie, hier werde versucht, eine junge Frau mittels einer politische­n Kampagne zu diskrediti­eren, verfängt zwar bei Teilen der Grünen Wählerscha­ft, bekommt aber mit jedem neuen Bericht mehr Risse.

Die Causa wirkt auch in den Nationalra­tswahlkamp­f hinein, sie wirft kein gutes Licht auf die Grünen und deren Umgang mit den Vorwürfen. Bundesweit liegt die Partei aktuell bei 8 Prozent und ist ohnehin durch das Antreten Dominik Wlaznys unter Druck. Spätestens nach dem 9. Juni muss den Grünen mit Blick auf den Herbst der Befreiungs­schlag aus der Defensive gelingen.

ist Meinungsfo­rscherin und Leiterin des Kärntens-Büros bei Peter Hajek.

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Alexandra Siegl

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