Die Grünen setzen auf Durchtauchen
„Die Verteidigungslinie, hier werde versucht, eine junge Frau zu diskreditieren, bekommt mit jedem Bericht mehr Risse.“
über die Causa Schilling und aktuelle Umfragen
ie Grünen fallen durch die Vorwürfe gegen Lena Schilling nicht ins Bodenlose – zumindest vorerst. In der aktuellen Umfrage für ATV liegt die Partei bei 10 Prozent, verliert also im Vergleich zur letzten Europawahl 2019 vier Prozentpunkte. Die Umfrage war die erste nach Veröffentlichung des Standard-Artikels über mutmaßliches Verbreiten von Unwahrheiten durch die Grüne Spitzenkandidatin. Noch vor der Publikation der Zahlen wurde Schilling in einem Artikel unterstellt, nach der Europawahl zur Linkspartei wechseln zu wollen. Ein schönes Beispiel dafür, warum politische Umfragen immer nur eine Momentaufnahme sein können und sich Wahlprognosen mitunter schwierig gestalten.
Klar ist, dass die Grünen bei der EU-Wahl mit einem deutlichen Minus rechnen müssen, im Lichte der neuen Vorwürfe scheint auch ein Ergebnis von unter 10 Prozent gut möglich. Ganze 17 Prozent der Grün-WählerInnen von 2019 sind derzeit unentschlossen, wem sie ihre Stimme geben sollen, 14 Prozent wollen diesmal SPÖ wählen, 13 Prozent Neos. Parteiintern hält man an Schillig fest. In der Pressekonferenz nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen haben sich die Grünen demonstrativ auf Schilling festgelegt, im Übrigen bleibt auch keine Zeit mehr, die Kandidatin auszuwechseln. Augen zu und durch, lautet also die Devise. Die Verteidigungslinie, hier werde versucht, eine junge Frau mittels einer politischen Kampagne zu diskreditieren, verfängt zwar bei Teilen der Grünen Wählerschaft, bekommt aber mit jedem neuen Bericht mehr Risse.
Die Causa wirkt auch in den Nationalratswahlkampf hinein, sie wirft kein gutes Licht auf die Grünen und deren Umgang mit den Vorwürfen. Bundesweit liegt die Partei aktuell bei 8 Prozent und ist ohnehin durch das Antreten Dominik Wlaznys unter Druck. Spätestens nach dem 9. Juni muss den Grünen mit Blick auf den Herbst der Befreiungsschlag aus der Defensive gelingen.
ist Meinungsforscherin und Leiterin des Kärntens-Büros bei Peter Hajek.
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