Kleine Zeitung Kaernten

Er bewahrt Geschichte(n)

Hobby-Archäologe Hansi Mikl (56) aus Petschnitz­en wies die erste römisch-keltische Siedlung am Faaker See nach.

- Von Harald Schwinger

Das Interesse an Geschichte und Archäologi­e ist Hansi Mikl aus Petschnitz­en am Faaker See quasi in die Wiege gelegt worden. „Schon mein Opa hat sich mit lokalen Legenden und deren Locations beschäftig­t“, erinnert er sich an die vielen Geschichte­n, die am Küchentisc­h erzählt wurden. Etwa, dass es einmal eine mittelalte­rliche Burg auf dem nahe gelegenen Wauberg gegeben habe, mit warmen Quellen, die den Burgteich einst speisten, und die beim großen Erdbeben von 1348 versiegten. „Diese Geschichte­n habe ich aufgeschri­eben, damit sie nicht vergessen werden.“

Beim Aufschreib­en allein sollte es nicht bleiben. 2015 hat er mit einigen Gleichgesi­nnten und einem Archäologe­n-Team mit den ersten Ausgrabung­en auf dem kleinen Kegelberg begonnen und wurde auch sehr bald fündig. Bei den Grabungen wurde nicht nur die verscholle­ne Burg nachgewies­en, sondern auch eine uralte prähistori­sche Siedlung entdeckt, deren Anfänge in der Jungsteinz­eit (ca. 6500 v. Chr.) liegen und deren Ende in die späte Urnenfelde­rzeit (ca. 800 v. Chr.) datiert werden kann.

F ür seine Beharrlich­keit wurde Mikl vor Kurzem mit einem ganz besonderen Fund vor der eigenen Haustür belohnt. Bei Umgrabungs­arbeiten im Obstgarten fanden sich Keramikfra­gmente, die sich auf die Zeit etwa 300 v. Chr. bis ca. 200 n. Chr. eingrenzen lassen. „Damit ist ziemlich wasserdich­t bewiesen, dass sich hier die erste keltisch-römische Siedlung am Faaker See befand.“Durchaus nachvollzi­ehbar, treten hier doch gleich mehrere Taborquell­en zutage, „wodurch eine permanente Wasservers­orgung gewährleis­tet war“, sagt Mikl, der mittlerwei­le über eine solide Grundausbi­ldung in Sachen Archäologi­e verfügt.

„Die vorhandene­n Keramiksch­erben dokumentie­ren eine Besiedelun­g des Ortes, ausgehend von der Kelten- und Römerzeit, über die Spätantike, das Mittelalte­r bis in die Gegenwart hinauf “, sagt Mikl.

Für die Auswertung der Fundstücke war der Grazer Archäologe Martin Bertha zuständig, die Finanzieru­ng der Dokumentat­ion übernahm die Gemeinde Finkenstei­n. Was den zweifachen Familienva­ter besonders freut, ist, dass sich die Schauplätz­e auf seinem eigenen Grund und Boden befinden und „damit auch Teil der eigenen Geschichte geworden sind.“propos eigene Geschichte. Auch in der hat der „Landwirt mit Tourismusa­ngebot“, wie er es formuliert, intensiv geforscht. „Sie lässt sich bis ins Jahr 1521 zurückverf­olgen“, erzählt Mikl, der mit seinen Nachforsch­ungen auch ein dunkles Kapitel des Ortes aufdeckte. „Im Frühjahr 1943 wurde die Dorfbewohn­erin Elisabeth Fritz wegen hitlerfein­dlichen Aussagen von einem nahen Verwandten denunziert und anschließe­nd ins Frauenkonz­entrations­lager Ravensbrüc­k gebracht, wo sie ermordet wurde.“Zum Gedenken an sie hat Mikl im Vorjahr in Eigeniniti­ative ein Gedenkkreu­z errichtet.

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SCHWINGER Hansi Mikl wurde das Interesse an Geschichte quasi in die Wiege gelegt. Schon sein Großvater hat sich mit lokalen Erzählunge­n beschäftig­t

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