Die Korallen wachsen nach – aber die falschen
Am berühmten Great Barrier Reef in Australien haben Forscher die höchste Korallenbedeckung seit drei Jahrzehnten gemessen.
In gewisser Weise überraschten die Nachrichten aber auch: Denn erst Anfang des Jahres ging die Nachricht einer weiteren Massenbleiche des Riffs um die Welt. Es war die sechste seit 1998 und die vierte seit 2016. Damit wird das Ausbleichen der Korallen-Stöcke bezeichnet, das zum anschließenden Absterben der Korallen führt. Auch AIMS-Chef Paul Hardisty verwies auf die immer häufigeren Bleichen. Doch die neuen Erkenntnisse würden zeigen, dass sich das Riff in Perioden ohne größere Störungen erhole.
In den Tagen nach der Veröffentlichung reagierten mehrere Forscher jedoch mit Vorbehalt auf diese Auslegung. Ein Rekordhoch der Korallenbedeckung in Teilen des Great Barrier Reef bedeute nicht unbedingt, „dass unser geliebtes Riff bei guter Gesundheit ist“, schrieb Zoe Richards, eine Forscherin der Curtin University, im Fachmagazin „The Conversation“. Eine hohe Korallenbedeckung könne „trügerisch“sein, da sie von nur wenigen dominanten Arten stammen könnte, die nach Störungen wie einer Massenbleiche schnell wachsen würden. „Dieselben Korallen sind jedoch extrem störanfällig und werden wahrscheinlich innerhalb weniger Jahre aussterben“, so Richards.
Auch der renommierte australische Korallenforscher Terry Hughes merkte an, dass das rasche Wachstum „durch die Rekrutierung von Larven und das schnelle Wachstum junger ,Unkrautkorallen‘ angetrieben“werde. „Eine tote, 50 Jahre alte Koralle lässt sich nicht in fünf Jahren ersetzen“, schrieb er auf Twitter. Tatsächlich stammt der größte Teil der neuen Koralle von genau einer Art: der schnell wachsenden Acropora, die dazu neigt, Riffe zu dominieren. Oftmals würden sie innerhalb weniger Jahre wieder eingehen.
Das weltgrößte Riff kränkelt seit Jahren: Zusätzlich zu den höheren Wassertemperaturen und Stürmen machen den Korallen auch Abwässer aus der Landwirtschaft, der Ausbau von Kohlehäfen und die invasive Art des Dornenkronenseesterns zu schaffen.