Intrige in blauen Kreisen: Drama um Kickl-Vertrauten
Der letzte Woche überraschend aus der Partei ausgetretene Ex-FP-Mandatar Jenewein soll Suizidversuch unternommen haben.
Drama um den in den letzten Tagen in Turbulenzen geratenen ehemaligen FPÖ-Nationalratsabgeordneten HansJörg Jenewein: Nach Informationen der Kleinen Zeitung hat Jenewein in der Nacht auf Sonntag in seinem Haus in Niederösterreich einen Suizidversuch unternommen. Er wurde regungslos aufgefunden, Jenewein befindet sich in einem Krankenhaus.
Am Nachmittag meldet sich Jeneweins Schwester, die freiheitliche Abgeordnete Dagmar Belakowitsch, zu Wort. Sie bestätigte die „Verzweiflungstat“, dementierte allerdings Medienberichte, wonach ein Abschiedsbrief gefunden wurde bzw. er im künstlichen Tiefschlag liege: „Er liegt Gott sei Dank nicht im Koma.“Belakowitsch sprach von einer „medialen Hetze“, die „widerlich und rücksichtslos gegenüber der gesamten Familie, ganz besonders gegenüber der Ehefrau und den minderjährigen Kindern“sei.
Unterdessen sagte der Kandidat der FPÖ für die Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober, Volksanwalt Walter Rosenkranz, seine für heute Vormittag geplante Pressekonferenz kurzfristig ab. Bei dem Termin wollte er für Unterstützungserklärungen werben.
Jenewein geriet in den letzten Tagen in die Schlagzeilen. Am Donnerstag wurde überraschend bekannt, dass Jenewein, der es bei der letzten Nationalratswahl wegen des schlechten FPÖ-Ergebnisses nicht mehr als Abgeordneter ins Parlament geschafft hatte, als Mitarbeiter des freiheitlichen Parlamentsklubs entlassen wurde. Auch trat er ohne
Angaben von Gründen aus der Partei aus. Offenbar kam er einem Parteiausschluss zuvor.
Jenewein geriet im letzten Jahr ins Visier der Justiz, weil der Verdacht im Raum stand, dass er Informationen eines umstrittenen ehemaligen BVT-Beamten gegen Geld erhalten habe – es gilt die Unschuldsvermutung. Im Herbst letzten Jahres fand bei Jenewein eine Hausdurchsuchung statt. Auf dem bei der Razzia beschlagnahmten Handy wurde der Entwurf einer anonymen Anzeige gefunden, die gegen Teile der Wiener FPÖRiege, darunter Parteichef Dominik Nepp, Ex-Klubobmann Johann Gudenus sowie den früheren Vizekanzler Heinz-Christian Strache wegen angeblichen Missbrauchs von Fördergeldern gerichtet war.
Die Causa bringt auch Parteichef Herbert Kickl in Turbulenzen, denn in Parteizirkeln geht man davon aus, dass Jenewein die Anzeige nicht ohne Wissen des Parteichefs eingebracht hat. Bekanntlich hatten sich im letzten Jahr die oberösterreichischen, aber auch die Wiener Freiheitlichen gegen die Übernahme des Parteivorsitzes durch Kickl – statt Norbert Hofer – ausgesprochen. Kickls Versuch, die Wiener FPÖ etwa auch unter Einbindung von Dagmar Belakowitsch auf Linie zu bringen, scheiterte. Den Wiener Freiheitlichen ist Kickls radikaler Kurs, insbesondere in der Coronafrage, seit Längerem ein Dorn im Auge, noch dazu gehört Kickl keiner Burschenschaft an.
In der FPÖ war gestern niemand für eine offizielle Stellungnahme erreichbar.