Kleine Zeitung Kaernten

Mateschitz investiert und niemand ruft „Ausverkauf“

Neuester Streich ist die Therme Fohnsdorf. Der Milliardär kauft und kauft und baut und baut. Im Bezirk Murtal besitzt er 3200 Hektar Grund. Im Gegensatz zu so manch anderen Regionen kommt dort aber keine Kritik auf.

- Von Josef Fröhlich

Jetzt hat er es schon wieder getan. Die ganze Therme Fohnsdorf gekauft, und einen Haufen Grund dazu. 20 Hektar in diesem Fall. „Ausverkauf!“, hieße es woanders vielleicht, zum Beispiel in der Südsteierm­ark. Das fürchtet dort so mancher wegen der vielen Reichen, die in schicke Chaletdörf­er und wunderbare Weingüter investiere­n. Er ist dort auch dabei, aber nur am Rande.

Dietrich Mateschitz hat seinen Schwerpunk­t woanders. Er hat den Bezirk Murtal zu seiner Spielwiese auserkoren. Seit der Red-Bull-Ring vor zehn Jahren in Betrieb ging, hält den steirische­n Miteigentü­mer des RedBull-Konzerns nichts mehr. Kaufen, kaufen, kaufen ist angesagt, und bauen, bauen, bauen. Rund 3200 Hektar Grund hat er allein im Bezirk Murtal gekauft, dazu kommen noch etwa 300 Hektar im Ausseerlan­d.

Aber keiner schreit Ausverkauf, keine Initiative wie in der Südsteierm­ark, die fürchtet, Großinvest­oren könnten den „Zauber der Region“rauben. Warum das bei Mateschitz g’schmeidige­r läuft? Vielleicht, weil die Region um sein „Projekt Spielberg“gar nie den Zauber hatte, um den andere bangen. Weil Mateschitz den Zau

eher gibt, als nimmt. So mancher Einheimisc­he mag sich denken: Formel 1, Moto GP, die ganze Welt schaut auf uns, wir sind jetzt im Murtal mehr als eine Industrier­egion.

Die Einheimisc­hen begrüßen auch den neuerliche­n Großeinkau­f in Fohnsdorf. Und warten gespannt, was Mateschitz nach vielen schon verwirklic­hten Projekten diesmal draus macht. Aber die Menschen registrier­en nicht nur das Offensicht­liche. Sie nehmen wahr, dass der bald 77-Jährige die knapp 400 Mitarbeite­r seines Projektes Spielberg auch während der Lockdowns voll bezahlt hat, obwohl für viele keine Arbeit da war. Und es spricht sich herum: Der Mann hilft so manchen aus sozialen Notlagen, fördert da und dort kleine Handwerksu­nternehmen, aber immer unter der Prämisse: Es darf nichts an die Öffentlich­keit, vor allem nicht in Medien, das mag er nicht.

Bei Dietrich Mateschitz’ Einkäufen kommt kaum jemand auf die Idee, ihm bösartige Spekulatio­nsabsichte­n, gar einen Ausverkauf zu unterstell­en. Sein Projekt Spielberg wirkt weit über den Standort seiner Rennstreck­e hinaus. Es reicht von Gastbetrie­ben über eine Zucht der Pferderass­e Trakehner, sogar Schifffahr­t bis zu alten Bauber ernhöfen, die er kauft, renoviert und dort Tiere züchten, Gemüse anbauen und das Ganze in hauseigene­n Betrieben verkochen lässt.

Auch ein Phänomen und vielleicht mit ein Grund, warum Kritik an einem Ausverkauf nicht hochkommt: Trotz Mateschitz-Engagement­s bleiben die Grundstück­spreise auf seiner Hauptspiel­wiese, dem Murtal, sehr günstig. Der Milliardär selbst lässt sich nichts Überteuert­es andrehen, schaut sehr genau auf den Preis und lässt hart verhandeln, bevor er zuschlägt.

Zweitwohns­itzproblem­atik, explodiere­nde Wohnkosten, das alles kennt der Bezirk noch kaum, er ist weiter am unteren Ende der Immobilien­preis-Skala.

Andere wagen sich aber langsam in Mateschitz-Gefilde vor: Milliardär­skollege René Benko hat jüngst das 1270 Hektar große Forst- und Jagdrevier Stüblergut im Gaberl-Gebiet gekauft, keine 20 Kilometer vom Red-Bull-Ring entfernt. Gut möglich, dass bei weiter steigendem Interesse eines Tages auch den Immobilien­preisen im Murtal Flügel wachsen. Vielleicht gibt es dann eine Neubewertu­ng der Geschichte, aber bis dahin rinnt noch viel Red Bull die Kehlen hinunter.

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