Die Liebe zum „Roten Mond“
„Luna Rossa“segelt um den America’s Cup. Besitzer ist der Prada-Chef.
Mit sündhaft teurer Mode machte er ein Vermögen (geschätzt 4,6 Milliarden Dollar). Patrizio Bertelli stammt zwar aus einer toskanischen Juristenfamilie, weil er aber schon in der Schulzeit bemerkt hat, welch Gewinnspannen allein bei Ledergürteln zu erzielen sind, produzierte er in der Studienzeit Gürtel. Mit 21 hatte er 25 Angestellte. Der Name seiner Firma war „Sir Robert“, weil in unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner Werkstätte eine Bar namens „Sir Robert“zum Telefonieren aufgesucht wurde.
1977 kritisierte ihn auf der Mailänder Ledermesse eine junge Frau, beschimpfte ihn als Kopisten, der mit Plagiaten schamlos ihren Stil imitierte. Die Dame hieß Miuccia Prada – so begann die Geschichte des berühmten Mode-Labels. Und Segeln war immer schon die ganz große Leidenschaft des Patrizio Bertelli. Vom italienischen Magazin „Giornale della Vela“wurde der 74-Jährige nach 50 Jahren aktiven Segelsports und 20 Jahren America’s Cup zum Segler des Jahres gekürt. Zum sechsten Mal stellte sich seine Kampagne der Herausforderung. Bertelli initiierte 1997 sein erstes Cup-Team, zur Jahrtausendwende kreuzte die „Luna Rossa“, so der Name seiner Rennjachten, zum ersten Mal die Startlinie des Cups, 20 Jahre später erneut: ab Mittwoch wieder gegen Neuseeland, wieder in Auckland. Damals hatten die Italiener keine Chance. Grundsätzlich ist die 12-Meter-Klasse die Leidenschaft des Signore Bertelli, elegante Einrumpf-Jachten. Aber die Zeit bliebe eben nicht stehen. Und auch mit den hochtechnischen Foils könne er sich anfreunden. „Man geht an den Start, um zu gewinnen. Man ist überzeugt, das Beste getan zu haben. Und dann gibt es jemanden, er hat’s noch besser hingekriegt. Das spornt wieder und wieder an“, erklärt Bertelli, der sich ausschließlich in dunkelgraue Anzüge und weiße Hemden kleidet, seinen Antrieb. Die Familie lebt mit den beiden Söhnen Lorenzo und Giulio, zwei der begehrtesten „Dates“in Italien, in einer Stadtwohnung in Mailand.