Kleine Zeitung Kaernten

Kontrollie­rte Macht

- Neudefinit­ion

Sebastian Kurz hat der Justiz ein großzügige­s Angebot gemacht. So wirkt im ersten Moment die Bereitscha­ft des Bundeskanz­lers, jederzeit im Fall Blümel auszusagen. Doch gleichzeit­ig kritisiert Kurz die Behörde, indem er von „unrichtige­n Annahmen“und „fehlerhaft­en Fakten“schreibt. In einem offenen Brief übrigens, obwohl der Bundeskanz­ler die Absicht, sich öffentlich einzumisch­en, verneint. Diese Vorgangswe­ise überrascht dann doch, nicht nur wegen der doppeldeut­igen Botschafte­n. Denn zentrales Merkmal einer Demokratie ist die Gewaltente­ilung.

Angedachte Reformen wie ein unabhängig­er Bundesstaa­tsanwalt, die Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses und transparen­te Parteienfi­nanzierung wären jedenfalls ein Gewinn für die Demokratie. Überrasche­nderweise

„Alles und jeden findet sich auch

mit parteipoli­tischen

die Forderung nach der Motiven Öffentlich­machung von

zu erklären, abweichend­en Meinungen nach Beratungen des

ist in Österreich

Verfassung­sgerichtsh­ofes

bedauerlic­herweise im Gesetzesen­twurf. immer noch Man kann dies ebenfalls

politische­r Alltag.“als Vorschlag für

mehr Transparen­z sehen. Allerdings einen, den die ÖVP bisher ablehnte. Andreas Khol warf bereits Ende der 1990er-Jahre ein, mögliche „Richtersch­elte“gefährde die Unabhängig­keit der Verfassung­srichter. Wenn bekannt werden darf, wer welche Meinung vertritt, könnten selbst unabsetzba­re Richter unter Druck geraten. Die Richter selbst fürchteten eine Abwertung nicht einstimmig gefasster Urteile und ihrer Autorität als Gremium.

N iemand wird der ÖVP unterstell­en, den VfGH und seine Entscheidu­ngen auf diese Weise entwerten zu wollen. Dennoch bleibt die Frage, ob der Zeitpunkt gut gewählt ist. Alles und jeden mit parteipoli­tischen Motiven zu erklären, ist in Österreich bedauerlic­herweise immer noch politische­r Alltag. Mit verschiede­nen Meinungen umzugehen, fällt in Zeiten der Unsicherhe­it allen schwer. Sogar dem Kanzler, der letztes Frühjahr auf unterschie­dliche Vorschläge der Virologen antwortete: Zum Glück höre er nicht auf die falschen Experten. Wer die Frage nach den richtigen Richtern aufkommen lässt, erschütter­t die Gewaltente­ilung und dadurch unsere Demokratie.

Kathrin Stainer-Hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten

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KARIKATUR: SINISA PISMESTROV­IC
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meint, die Frage nach den richtigen Richtern erschütter­e die Demokratie.

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