Der Stabschef
Ein angeblicher Maulkorb-Erlass rückt den Generalmajor in die Kritik.
Um es gleich abzuklären – im Verteidigungsministerium findet sich ein Chef des Generalstabes, das ist General Robert Brieger, der ranghöchste Offizier des Bundesheeres. Weil auch das Büro einer Verteidigungsministerin militärisch organisiert ist, verfügt deren Kabinett über einen eigenen Stabschef – das ist Generalmajor Rudolf Striedinger. Ehemals Militärkommandant von Niederösterreich. Seine Ministerin
Klaudia Tanner ist Niederösterreicherin.
Das würde den Generalmajor noch nicht in das Licht der Öffentlichkeit rücken. Es ist ein umstrittener Erlass, mit dem jetzt Striedinger die Kritik von Oppositionspolitikern auf sich zog. Zuletzt sorgte ein Brigadekommandant in T-Shirt mit Neonazi-Spruch und unrichtigen Behauptungen über die Bundesregierung für Aufsehen. Als Reaktion ordnete der Ministerin-Stabschef per Erlass an, dass Angehörige des Ressorts unerbetene öffentliche Meinungsäußerungen zu unterlassen hätten. Also, dass für Heeresangehörige das gilt, was für jeden Mitarbeiter in der Privatwirtschaft schon immer galt. Der Erlass wurde mittlerweile trotzdem abgemildert.
Der Karriere des Generalmajors dürfte der Erlass keinen Knick zufügen. Nach seiner Ausbildung an der Militärakademie fand er immer wieder in verantwortungsvollen Funktionen des Ministeriums Verwendung. 2006 sammelte Striedinger bei der EUMission in Bosnien Auslandserfahrung, es folgten fünf Jahre als Militärkommandant in Niederösterreich und 2016 die Berufung zum Chef des Abwehramtes. Nebenberuflich engagiert sich der 59-jährige Offizier im Rahmen der Unesco-Organisation Blue Shield, in dessen Österreich-Ableger auch Karl Habsburg tätig ist, für den Schutz von Kulturgütern. Bei der Offiziersgesellschaft bekleidet er die Funktion des Vizepräsidenten. Striedingers umstrittener Erlass ist mit 19. Jänner datiert, tags darauf beging die Offiziersgesellschaft mit der Plattform „Wehrhaftes Österreich“den „Tag der Wehrpflicht“.