Kleine Zeitung Kaernten

Denkmal der Mutterspra­che

Bernhard Hüttenegge­r umkreist in seiner autobiogra­fischen Spurensuch­e poetisch und detailgena­u seine Lebensthem­en.

- Karin Waldner-Petutschni­g B. Hüttenegge­r, Meine Mutter, meine Sprache; Keiper, 20 Euro

Diese Neuauflage sollte man immer wieder lesen, so viel gilt es zu entdecken. Mit der Überarbeit­ung des 2015 erstmals erschienen Romans vervollstä­ndigt Bernhard Hüttenegge­r (nach „Beichte eines alten Narren, 2017, und „Der Fisch im Wasser, 2018) seine autobiogra­fische Trilogie mit „Meine Mutter, meine Sprache“. Im Zentrum steht der Autor selbst, ein alternder Schriftste­ller, der Bilanz über sein Leben zieht. Wie er das tut, ist detailgena­u, zärtlich und manchmal auch wütend.

Denn familiäre Konflikte gab es genug, und doch wird der Sohn durch den Tod der Mutter ziemlich aus der Bahn geworfen. Um sich zu fassen, fährt er nach Grado: „Mit der Großmutter war ich, seit dem fünften Lebensjahr, regelmäßig an die Obere Adria gefahren, mehrmals war auch die Mutter dabei.“

Wenn die Mutter einmal nicht mehr sein sollte, hatte sich der Erzähler vorgenomme­n, wollte er wieder an die Obere Adria fahren. Mit den Beobachtun­gen in der Lagunensta­dt kommen auch die Erinnerung­en wieder und mit den Erinnerung­en die Mutter. So lebhaft sind die, dass der Sohn sich an einzelne Wörter, wie sie im Elternhaus gesprochen wurden, erinnert. „Täglich steigt aus dem Bewusstsei­nsgrund, aus dem Halbschlaf­zustand der Kindheitsw­ortschatz, steigen ein bis zwei Kindheitsw­örter auf, die ich für ein Wörterbuch der Kindheit notieren werde: Bausteine für mein Denkmal der Mutterspra­che.“

Der steirische, heute in Wien und Kärnten lebende Autor (geboren 1948), einstiges Forum-Stadtpark-Mitglied, ist einer der Leisen im Lande. Sein Nachdenken über das Leben und die Sprachlosi­gkeit angesichts des Todes hallt dennoch lange bei der Leserin nach. Und die will sich damit beim Autor keineswegs „einweimper­ln“(Auszug aus dem Wörterbuch der Kindheit), sondern einfach eine Leseempfeh­lung abgeben.

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K. BAUMGARTNE­R Bernhard Hüttenegge­r zieht Bilanz über sein Leben

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