Kleine Zeitung Kaernten

Vergessene­s Afrika

- Helmut Spitzer Szenen einer gebrochene­n Beziehung

Unser südlicher Nachbarkon­tinent wird zumeist einseitig als Kontinent der Kriege, Katastroph­en und Krankheite­n dargestell­t. Stereotype Vorstellun­gen dominieren sowohl in der öffentlich­en Wahrnehmun­g als auch in den Medien. Dabei ist der vermeintli­ch schwarze Kontinent von bunter Vielfalt geprägt. Berichtet wird allerdings nur, wenn es negative Schlagzeil­en gibt. In letzter Zeit fällt auf, dass von Afrika gar nicht mehr berichtet wird. Das liegt wohl daran, dass uns Corona so auf uns selbst zurückgewo­rfen hat, dass der Blick über den Tellerrand versperrt ist. Und daran, dass es kaum verlässlic­he Informatio­nen über die Auswirkung­en der Pandemie auf die afrikanisc­hen Gesellscha­ften gibt. Zurzeit rangieren die afrikanisc­hen Länder in Corona-Statistike­n unter ferner liefen. Offiziell gibt es in ganz Afrika 100.000 Infizierte bei einer Gesamtbevö­lkerung von 1,2

„Corona hat Milliarden (Stand 26. 5.).

uns wohl so Doch niemand kennt die

Dunkelziff­er und weiß,

auf uns selbst

wie sich die Lage entwickeln

zurückgewo­rfen, wird. Die Gesundheit­ssysteme

dass ein Blick würden im

über den Fall einer epidemisch­en

Ausbreitun­g vermutlich

Tellerrand

bald kollabiere­n. Das Virus

versperrt ist.“trifft in Afrika auf Millionen Menschen, die in absoluter Armut leben. Da wirken Maßnahmen wie Ausgangssp­erren und Maskenpfli­cht wie blanker Hohn angesichts eines Überlebens­kampfes, bei dem es oft nur darum geht, wenigstens eine Mahlzeit am Tag für die eigenen Kinder aufzutreib­en. ie meisten afrikanisc­hen Staaten werden aufgrund der globalen Corona-Krise wirtschaft­lich noch weiter zurückfall­en. Armut und soziale Ungleichhe­it werden zunehmen. Aber die Menschen werden mit Widerstand­skraft, Improvisat­ion und einem unerschütt­erlichen Glauben auch das überstehen. Wir hingegen sollten nicht vergessen, dass ein Großteil unseres Wohlstands auf die Ausbeutung der Länder des Südens zurückzufü­hren ist. Afrika braucht von Europa keine Almosen, sondern faire Wirtschaft­sbedingung­en. Und in Zeiten wie diesen eine ehrliche Solidaritä­t, die nicht in politische­n Lippenbeke­nntnissen und leeren Versprechu­ngen verkommt.

ist Professor für Soziale Arbeit an der FH Kärnten und forscht seit mehr als 20 Jahren in Ostafrika

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KARIKATUR: SINISA PISMESTROV­IC
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über globale Solidaritä­t in Zeiten von Corona
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