Frido Hütter
Im Hafen von Rijeka wartet ein Schiff mit schier unglaublicher Geschichte auf seine Umwandlung in ein Museum.
Die kroatische Küstenstadt Rijeka ist seit einigen Wochen Kulturhauptstadt Europas. Im Hafen dümpelt die etwas über hundert Meter lange Galeb (Möwe), eine schwimmende Rostlaube, die eigentlich schon ein Museum sein sollte. Aber das wird schon noch.
Die Geschichte der 1938 als italienischer Bananendampfer gebauten Galeb liest sich wie ein Abenteuerroman.
Hier ist sie in Kurzfassung: Nach ein paar FruchttransporIm
ten unter dem Namen Ramb III baute die italienische Armee das Schiff zum Hilfskreuzer um. Selbiger wurde 1941 von den Briten im Hafen von Bengasi (Libyen) torpediert.
Die Italiener schleppten das Boot nach Triest. Zwei Jahre später beschlagnahmte es die deutsche Kriegsmarine und taufte es in Kiebitz um. Es wurde zum Minenleger. Nachdem dabei einer der Sprengkörper explodiert war, fuhr die Kiebitz im Retourgang nach Rijeka. Tags darauf wurde sie dort von der US-Army versenkt.
Der jugoslawische Diktator Josip Broz Tito ließ sie 1948 heben und zur luxuriösen Staatsjacht ausbauen. Er taufte das Schiff auf den Namen Galeb und kompensierte damit seine Flugangst. Tito war mit der Galeb in England, Indien und sonstwo. Bis zu seinem Tod 1980.
Der Staatschef hatte u. a. Liz Taylor, Richard Burton, Queen Elizabeth II., Sophia Loren und Kurt Waldheim an Bord gehabt.
Balkankrieg lief die Galeb vor Montenegro auf Grund und begann dort zu verwracken. Ein griechischer Reeder kaufte sie 2001 Montenegro um 750.000 Dollar ab und setzte sie aufwendig wieder instand. Zu seinem Pech in einer kroatischen Werft.
Da erkannte Kroatien in der Galeb plötzlich ein „nationales Erbe“und zahlte dem enteigneten Reeder einen Bruchteil der Kaufsumme. – Wer so eine turbulente Geschichte hat, darf schon ein bisschen rostig sein.