Wieder bebte das Paradies
Eine Woche nachdem Hunderte auf einem Vulkan festsaßen, bebte auf Lombok erneut die Erde.
Es hätte ein gemütlicher Ferienabend an Bord der „El Toro“in der idyllischen Medana Marina auf der indonesischen Ferieninsel Lombok werden sollen. Der Obersteirer Christian Schiester verbringt dort mit seiner Lebensgefährtin Daniela Bärnthaler einen Zwischenstopp auf seiner mehrjährigen Weltumsegelung. Seine Söhne verbringen ihre Ferien ebenfalls am Boot.
Plötzlich, gegen 20 Uhr: Ein lautes Rumpeln – „und die 34 Tonnen schwere El Toro wird richtig durchgeschüttelt“, erinnert sich Schiester an die dramatischen Momente. Ein Erdbeben der Stärke 6,9 hat die Insel erschüttert. Das Zentrum des Bebens liegt rund 18 Kilometer nordöstlich von Lombok in 15 Kilometer Tiefe. Wenige Minuten später: ein erstes Nachbeben. Die Behörde gibt via Radio eine – später zurückgenommene – TsunamiWarnung aus.
Auf der „El Toro“erfährt man davon durch Zufall. Elias, einer der Söhne, stößt im Internet auf die Warnung. „Die Behörden haben mit der Schifffahrt keinen Kontakt aufgenommen“, wundert sich Schiester. Fluchtartig steuern sie auf das offene Meer hinaus, bis sie in Bereiche mit einer Wassertiefe von 250 Metern gelangen – bei einem Tsunami ein sicherer Ort. Schiester alar- miert auch andere via Funk. Zwei weitere Boote folgen der „El Toro“.
An Land herrscht zu diesem Zeitpunkt schon Panik. In einer Zwischenbilanz 24 Stunden nach dem Beben spricht die Behörde von mindestens 142 Todesopfern, weitere 209 sind verletzt. Die Hilfsmannschaften gehen von weiteren Opfern aus. Auch Österreicher befinden sich auf den Inseln, zumindest zwei werden leicht verletzt.
Schiester und seiner Familie bietet sich ein Bild der Verwüstung, als sie bei Tagesanbruch wieder in den Hafen zurückkehren. „Die Schwimmstege wurden schwer beschädigt, in den Hotelmauern sind tiefe Risse, zerbrochene Fliesenböden, umgefallene Strommasten“, beschreibt er das Ausmaß der Zerstörung. Am Morgen danach herrscht teilweise gespenstische Stille. „Die Leute trauen sich noch immer nicht von den Hügeln herunter ans Meer, sie übernachten in Zelten“, erzählt Schiester: „Wir haben den Einheimischen Strom und Trinkwasser angeboten.“
Während Einheimische meist auf der Insel bleiben müssen, setzt die Evakuierung der Touristen ein. Währenddessen gibt es noch zwei Nachbeben. Krankenhäuser werden aus Angst vor weiteren Beben evakuiert. Auch die benachbarten Gili-Inseln sind betroffen. Es fehlt vor allem an medizinischem Personal und an Medikamenten.