Kleine Zeitung Kaernten

Es nimmt kein gutes Ende

Die Reaktionen auf den Anschlag auf Venezuelas Präsidente­n zeigen die linke Misere in Lateinamer­ika: Ganze Staaten sind zugrunde gerichtet, allen Seiten ist alles zuzutrauen.

- Klaus Ehringfeld redaktion@kleinezeit­ung.at

Es sagt ja schon viel aus über die Lage in Venezuela, dass gleich nach den mysteriöse­n Explosione­n von Caracas die einen „Mordanschl­ag“schreien und die anderen „alles nur Theater“rufen. Würde ein Präsident ein Attentat fingieren, um von seinem politische­n und wirtschaft­lichen Versagen abzulenken? Und woher nehmen Presse und Opposition die Chuzpe, einfach die offizielle Version infrage zu stellen, nur weil ein paar Feuerwehrm­änner vielleicht keine Drohne am Himmel gesehen haben? Das Schlimme ist: Beiden Seiten ist so etwas zuzutrauen.

Aufklärung wird es vielleicht nie geben, beide Seiten werden auf ihren Versionen beharren, die Regierung des Linksnatio­nalisten Nicolás Maduro wird weiter Gott und die Welt und vor allem Kolumbien und die USA beschuldig­en, ihm nach dem Leben zu trachten. Und die bürgerlich­e Opposition in Caracas wird den Staatschef weiter für einen Scharlatan und pathologis­chen Lügner halten.

Diese Politkrimi-Episode zeigt aber, wie tief das Misstrauen beider Seiten gegeneinan­der im einstigen linken Vorzeige- land sitzt. Es gibt viele Kräfte in Venezuela, die halten es für legitim, Maduro mit Gewalt aus dem Weg zu schaffen. Das war übrigens schon so, bevor er das Land in die tiefste Wirtschaft­sund Sozialkris­e seiner Geschichte geführt hat. Und irgendwie traut man der Regierung mittlerwei­le ja auch tatsächlic­h alles zu, selbst die Fingierung eines Mordanschl­ags.

Das potenziell reiche Venezuela, das über die größten nachgewies­enen Ölreserven der Welt verfügt, ist ein Sozialfall, pleite, abgerutsch­t in eine Hyperinfla­tion, die dieses Jahr bei einer Million Prozent liegen soll und für die es nur noch historisch­e Vergleiche gibt. Das Volk hungert, Kinder sterben, ausgerotte­te Krankheite­n kommen wieder. Millionen Venezolane­r fliehen aus ihrem Land. Seit Jahren schon steuert das Land auf einen Kollaps zu, nun scheint er tatsächlic­h sehr nahe zu sein. Noch diesen Monat soll eine Währungsre­form die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Fünf Nullen sollen von der Währung Bolívar gestrichen werden, und Devisen dürfen nun wieder frei gehandelt werden. Als ließe sich damit das D Versagen der Politik verbergen. er Fall Venezuela offenbart ähnlich wie die Krise in Nicaragua das dramatisch­e Versagen der Linken in Lateinamer­ika. Sie haben es nur kurzfristi­g geschafft, ihren Ländern Stabilität und den Armen eine Verbesseru­ng ihrer Situation zu bescheren. Sie haben auf Umverteilu­ng anstatt auf Nachhaltig­keit und Empowermen­t gesetzt. Zugleich haben sie alles getan, sich an der Macht zu verewigen. Koste es, was es wolle.

Klar ist nur eines: Es nimmt kein gutes Ende mit Venezuela. Der Hass sitzt auf beiden Seiten tief, die Menschen sind verzweifel­t, die Wirtschaft so sehr am Boden, dass selbst Experten kaum wissen, wie sie selbst nach einem Regierungs­wechsel wieder in Gang kommen soll. Und dass Maduro jemals friedlich von der Macht lässt, ist seit dem Wochenende noch weniger wahrschein­lich.

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