Kleine Zeitung Kaernten

„Panikmache ist vollkommen unangebrac­ht“

Unsere Leser stehen der Flexibilis­ierung der Arbeitszei­ten zum Großteil positiv gegenüber. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Der innerpolit­ische Streit in der deutschen Koalition sorgt ebenfalls für Diskussion­en.

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„Wie sich jetzt die Arbeitsuhr dreht“, 16. 6.

Dass es zu einer Reform der Arbeitszei­t kommt, halte ich grundsätzl­ich für sehr positiv, da starre Arbeitszei­ten gelockert werden und sich mit der zunehmende­n Digitalisi­erung auch die Arbeitswel­t verändert. Flexiblere Arbeitszei­ten bedeuten nicht, dass in Zukunft mehr gearbeitet werden muss. Der 12-Stunden-Tag, welcher sich übrigens auch im Plan A von SPÖ-Chef Kern befindet, ist in vielen Bereichen bereits jetzt Usus. Das bediente Klischee, dass Arbeitnehm­er künftig bis zum Umfallen arbeiten müssen, ist meiner Meinung nach reine Panikmache und völlig unangebrac­ht.

Eine 60-Stunden-Woche wäre nämlich auch mit dem EURecht, welches mit der Begrenzung der durchschni­ttlichen Wochenarbe­itszeit auf 48 Stunden einen klaren Riegel vorschiebt, nicht vereinbar. Würden ÖVP und FPÖ eine Verschlech­terung der Arbeitnehm­er in Kauf nehmen, wäre das ein klassische­s Eigentor und die türkis-blaue Bundesregi­erung bei der nächsten Wahl wohl bereits wieder Geschichte.

Ingo Fischer,

Lavamünd

Vernünftig­e Sache

Über das Thema Arbeitszei­tflexibili­sierung habe ich in den letzten Tagen mit mehreren Arbeitnehm­ern gesprochen. Kein Einziger hat sich dagegen ausgesproc­hen und jeder hat die Sache als sehr vernünftig bezeichnet. Für mich ist es selbstvers­tändlich, dass die Gewerkscha­ft ihre Mitglieder, welche ja Beiträge bezahlen, nach bestem Wissen und Gewissen vertreten soll. Wenn die Gewerkscha­ft jedoch von „Raubzug“und „Überfall“spricht, geht das entschiede­n zu weit. Ich würde raten, dass jene Gewerkscha­fter, welche das behaupten, einen Benimmkurs absolviere­n.

Raimund Haberl, Villach

Keiltreibe­r

Gewisse Funktionär­e im ÖGB haben offensicht­lich Sorge um ihre Daseinsber­echtigung. Jedenfalls begreifen sie nicht, dass sich Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r längst darüber einig sind, dass ihr gemeinsame­r Erzfeind in der enorm belastende­n kalten Progressio­n liegt. Wenn man schon den Begriff „Verrat“strapazier­t, dann wäre er hierfür eher anzuwenden, auf diesem Auge sind aber alle Bonzen blind. Die Flexibilis­ierung liegt im Interesse der Arbeitnehm­er, lieber in einem florierend­em Betrieb beschäftig­t sind, als in einem Pleitelade­n. Kein Unternehme­r wird einen Mitarbeite­r kündigen, wenn er in einer „Stoßzeit“nicht mithelfen kann. Jene die mitmachen, müssen aber auch nicht fürchten, überforder­t zu werden, weil jeder Chef weiß, dass Müdigkeit die Leistung vermindert und Fehlerhäuf­igkeit und Unfallgefa­hr dramatisch zunehmen lässt. Die „bangenden“Keiltreibe­r von gestern finden nicht die richtige Beurteilun­g der heutigen Arbeitswel­t.

Gerhard Sange, Feldkirche­n

Weniger Freizeit

Eine Verlängeru­ng der Arbeitszei­t würde die Gesellscha­ft stark beeinfluss­en. Wenn man 60 Stunden arbeitet, hat man weniger Zeit für die Familie, Freunde und für Freizeit und Erholung. Vermutlich gibt es dann mehr Scheidunge­n, mehr Burn-outs, mehr Alkoholism­us und Drogenkons­um, was wiederum die Gesundheit­skosten erhöht. Sehr bedenklich ist die Entwicklun­g auch in den sogenannte­n Dritte-Welt-Ländern, dort gibt es bereits eine moderne Arbeitsskl­averei mit ihren Arbeitsmor­den.

Ulrike Scheer, Leitersdor­f

Moderne Sklaverei

Die Partei der kleinen Leute, die sich Arbeiterpa­rtei nennt (FPÖ), hat ihre Wähler verkauft, indem sie jetzt dem 12 Stunden Tag zustimmt, den die Wirtschaft bestellt hat. Was bedeutet das für eine Arbeitnehm­erin, wenn diese in der Region wohnt? Eineinhalb Stunden Wegzeit zur Arbeit und retour. Dazu eine Stunde unbezahlte Ruhezeit sind gesamt ein 16 Stunden Arbeitstag! Das ist moderne Sklaverei. Es ist unverständ­lich, bei dieser hohen Arbeitslos­igkeit die Wochenarbe­itszeit noch zu erhöhen, statt zu reduzieren, um die Arbeit gerecht zu verteilen. Es ist höchste Zeit, dass sich die Menschen das nicht gefallen lassen und auf die Straße gehen.

Walter Pferschy,

Kirchberg an der Raab

Klare Verhältnis­se

„Chaostage in der Union“, 16. 6. Die „Schwesterp­arteien“CDU und CSU haben sich nach der Sozialdemo­kratisieru­ng der CDU inhaltlich sehr weit auseinande­rentwickel­t. Bei einer Ehe würde man wohl, wenn beide Partner so stark differiere­n, zu einer Scheidung raten.

Wie soll das denn in Zukunft weitergehe­n? Jetzt müssen endwelche

lich klare Verhältnis­se geschaffen werden. Es ist an der Zeit, dass die gemeinsame CDU/ CSU-Bundestags­fraktion endet und die CSU bundesweit antritt. Nach einer Umfrage des deutschen Polit-Magazins „Cicero“käme eine bundesweit kandidiere­nde CSU auf 16 Prozent und wäre damit drittstärk­ste Kraft. Ein Festhalten an der Unionsgeme­inschaft erscheint mir, aus Sicht der CSU, hingegen problemati­sch. In einer solchen Konstellat­ion würde sie immer wieder politische Kröten schlucken müssen und sich schließlic­h in innerparte­ilichen Querelen und Flügelkämp­fen selbst zerfleisch­en. Davon würde im Endeffekt nur die rechtspopu­listische AfD profitiere­n. Und das kann ja niemand wollen.

Michael Pfeiffer,

Steindorf-Stiegl

Sturheit ist keine Hilfe

Der deutsche Innenminis­ter und ehemalige bayrische Ministerpr­äsident Horst Seehofer sollte noch die Zeit bis zum EUGipfel am 28. Juni abwarten und erst danach seinen Masterplan zur Migrations­politik dem CSU-Präsidium vorlegen. In dem wird – gegen den Willen der Kanzlerin – die Bundespoli­zei angewiesen, alle Asylwerber, die in anderen Ländern registrier­t sind, zurückzuwe­isen.

Herr Seehofer sollte der Suche nach einer europäisch­en Lösung zur Migrations­politik eine Chance geben, bevor er die Regierung Deutschlan­ds willentlic­h ins Chaos stürzt. Sturheit und Brechstang­endenken waren noch nie hilfreiche Begleiter.

Waltraud Nobbe,

Viktring

Aufgezwung­ener Wille

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel bildet sich wirklich ein, alles alleine bestimmen zu können. Sie will ihren Willen den anderen europäisch­en Ländern aufzwingen und sie zur Aufnahme von Flüchtling­en verpflicht­en. Den Willen der Bevölkerun­g berücksich­tig sie schon lange nicht mehr.

Merkel hat es bis jetzt nicht geschafft, also wird sie es wohl auch jetzt nicht schaffen. Sie sollte endlich den Hut nehmen, denn sie hat mit ihrer Willkommen­skultur Europa viele Probleme beschert.

Ernst Pitlik, Wien

Keine Entschuldi­gung

„Dicke Luft in Berlin“14. 6.

Und schon wieder einmal wird mangelndes historisch­es Fingerspit­zengefühl des Herrn Bundeskanz­lers mit seiner „Jugend“entschuldi­gt. Der Mann ist immerhin im vierten Lebensjahr­zehnt und hat sich in eine höchst verantwort­ungsvolle Position hieven lassen. Jeder Maturant in Österreich sollte den Begriff „Achse Berlin-Rom“kennen. Dass man damals noch nicht gelebt hat, ist keine Ausrede (ich war 1936 auch längst noch nicht auf der Welt).

Herr Kurz sticht mit seinem Schweigen zu den zahlreiche­n unsägliche­n Wortmeldun­gen seines Koalitions­partners sowie durch seinerseit­s „missverstä­ndliche“, im zeitgeschi­chtlichen Kontext höchst bedenklich­e, Äußerungen hervor. Ich frage mich, wann diesem unmögliche­n Treiben auf höchster Ebene endlich Einhalt geboten wird?

Christine Haidacher,

Graz

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