Durch und durch verkorkst
In zwei Jahren ist im Leben der Ellen Berlinger (Heike Makatsch) viel passiert: Bei ihrem „Tatort“-Debüt ermittelte sie in Freiburg hochschwanger unter Schülern, die auf Würgespiele stehen. Es war ein furioser Einstieg mit einer der spannendsten Frauenfiguren im TV-Krimi. Nun Neustart: Ihre Mutter ist tot, die ältere Tochter (zu der sie keinen Kontakt hatte) studiert in Berlin, die Jüngere wird von ihr öfter im Kindergarten vergessen als pünktlich abgeholt und Familienanschluss erhält sie von ihrer Cousine samt hochbegabtem, aber sozial verkümmertem Sohn. Da der Posten in Freiburg nun anderweitig besetzt ist, hat man sie kurzerhand nach Mainz versetzt.
Lauter relevante Infos, die dabei geholfen hätten, die distanzierte, aber nach Nähe hungrige Ermittlerin zu verstehen. Mitsamt all der anderen emotional isolierten Riege der verkorksten Charaktere in diesem „Tatort“: die Beamtin, die ihren Lover wie einen Boxer abwehrt, oder ein 13-Jähriger, der solche Sätze ausspuckt: „Ich weiß, dass Oxytocin die Menschen für die Liebe bereit macht.“
I n der Theorie klingt das alles ziemlich spannend. Aber vor lauter vermurksten Typen sieht man den Fall um den Tod einer 16-Jährigen gar nicht. Schön verkorkste Figuren machen verkorkst erzählte Geschichten leider nicht wieder wett. Das nennt man nur „Tatort“-Verkümmerung.