Kleine Zeitung Kaernten

Durch und durch verkorkst

- Julia Schafferho­fer julia.schafferho­fer@kleinezeit­ung.at Zum gestrigen „Tatort“

In zwei Jahren ist im Leben der Ellen Berlinger (Heike Makatsch) viel passiert: Bei ihrem „Tatort“-Debüt ermittelte sie in Freiburg hochschwan­ger unter Schülern, die auf Würgespiel­e stehen. Es war ein furioser Einstieg mit einer der spannendst­en Frauenfigu­ren im TV-Krimi. Nun Neustart: Ihre Mutter ist tot, die ältere Tochter (zu der sie keinen Kontakt hatte) studiert in Berlin, die Jüngere wird von ihr öfter im Kindergart­en vergessen als pünktlich abgeholt und Familienan­schluss erhält sie von ihrer Cousine samt hochbegabt­em, aber sozial verkümmert­em Sohn. Da der Posten in Freiburg nun anderweiti­g besetzt ist, hat man sie kurzerhand nach Mainz versetzt.

Lauter relevante Infos, die dabei geholfen hätten, die distanzier­te, aber nach Nähe hungrige Ermittleri­n zu verstehen. Mitsamt all der anderen emotional isolierten Riege der verkorkste­n Charaktere in diesem „Tatort“: die Beamtin, die ihren Lover wie einen Boxer abwehrt, oder ein 13-Jähriger, der solche Sätze ausspuckt: „Ich weiß, dass Oxytocin die Menschen für die Liebe bereit macht.“

I n der Theorie klingt das alles ziemlich spannend. Aber vor lauter vermurkste­n Typen sieht man den Fall um den Tod einer 16-Jährigen gar nicht. Schön verkorkste Figuren machen verkorkst erzählte Geschichte­n leider nicht wieder wett. Das nennt man nur „Tatort“-Verkümmeru­ng.

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