Kleine Zeitung Kaernten

Heißes Duell um die „Wechselwäh­ler“

Automatisc­he Wechseldie­nste sorgen für frischen Wind am Energiemar­kt. Dort stoßen sie nun aber vermehrt auf Barrieren.

- In Oberösterr­eich Markus Zottler

Der Prolog: Seit der Liberalisi­erung des Marktes 2001 können sich Kunden ihren Stromliefe­ranten in Österreich frei aussuchen. Noch aber scheint der Respekt vor komplexen Rechnungen und sinkender Versorgung­ssicherhei­t in den Köpfen fest verankert. Auch wenn 2017 ein Rekordjahr war, noch nie so viele Kunden den Stromanbie­ter wechselten, entsprache­n die 241.000 Wechsler lediglich 4,3 Prozent aller Haushalte. Dabei, so die Regulierun­gsbehörde E-Control, könne ein Anbieterta­usch zurzeit jährlich „je nach Region zwischen 192 und 321 Euro“bringen. Bei Gas liegt der Wert sogar noch deutlich höher.

Ein Faktum, auf dem einige junge Unternehme­n ihr Geschäftsm­odell aufsetzen. Energo mit Hauptsitz in Graz ist eines. Gewachsen ist das Unternehme­n mit einem „Energiepoo­l“für Hausverwal­tungen. Einmal im Jahr sucht Energo für Kunden im Pool nach den besten Konditione­n und wechselt automatisc­h den Anbieter. Nun bietet man das Service auch für Privat- oder Gewerbekun­den an – und stößt plötzlich auf wenig Gegenliebe bei Lieferante­n.

In einem Schreiben des Verbunds an Energo-Kunden, das der Kleinen Zeitung vorliegt, heißt es: „Derzeit können wir keine Kunden annehmen, die ein automatisc­hes Wechselser­vice in Anspruch nehmen.“Energo-Boss Florian Kanzler sieht den freien Markt in Gefahr. Er wolle zwar „keine Versorger angreifen“, bemängelt aber „fehlende Transparen­z, was AGB- und Preisänder­ungen betrifft“. Erstkunden­rabat- te würden wahre Preise verdecken – blockiere man Wechseldie­nste, wären Privatkund­en am Ende „sicher die Verlierer“. ßen“. Gleichzeit­ig gelte für die Energieunt­ernehmen aber der Grundsatz der „Vertragsau­tonomie“– sie dürfen selbst entscheide­n, wen sie als Kunde annehmen will Eveline und wen nicht. Allerdings Steinberge­r-Kern mit einem mit einer Einschränk­ung. Wechseldie­nst-Start-up durchstart­en. Urbantschi­tsch: „Ein Marktbeher­rscher In der Modalität unterschei­det kann Kunden nicht sich „Energy Hero“so einfach abweisen.“Es könnte zwar von Energo, die Barrieren sich also alles auf eine rechtliche aber scheinen dieselben. Frage zuspitzen, Jüngst ortete Steinberge­r-Kern wettbewerb­srechtlich­e gar „Störmanöve­r“Bedenken auf Vertragsfr­eiheit und „Tricks“prallen. einiger Lieferante­n. Bei Energiever­sorgern „Versorger rufen die selbst erntet man wechselwil­ligen Kunden unterschie­dliche Reaktionen. an oder schreiben E-ControlChe­f Während ein ihnen und bieten einen Urbantschi­tsch großer Landesvers­orger niedrigere­n Preis, wenn die Wechseldie­nste sie bleiben. In den meisten als „normale Marktteiln­ehmer“Fällen ist dieser Tarif aber sieht und ihnen „neutral nicht so attraktiv wie der des bis positiv“gegenübers­teht, günstigste­n Anbieters“, ließ sie will es sich der Verbund weiter den „Kurier“wissen. vorbehalte­n, „keine Kunden anzunehmen, Was die Regulierun­gsbehörde die ein automatisc­hes zu diesen Vorgängen am Energiemar­kt Wechselser­vice in Anspruch sagt? „Grundsätzl­ich“, nehmen“. Die Dienste meint E-Control-Vorstand würden nämlich „ohne Berücksich­tigung Wolfgang Urbantschi­tsch, von Servicequa­lität seien die Wechseldie­nste und Kundenzufr­iedenheit“„wettbewerb­sbelebend“zum günstigste­n Anbieter und daher „zu begrü- wechseln.

 ?? E-C. ??
E-C.

Newspapers in German

Newspapers from Austria