Hollywoods König Midas ist gestürzt
Harvey Weinstein (65), wegen sexueller Übergriffe entlassen.
Meryl Streep, Judi Dench, George Clooney, Jennifer Lawrence sind nur die Prominentesten: Nach mehrtägiger Schrecksekunde meldet sich der Hollywood-Adel in der Causa doch noch zu Wort, findet Harvey Weinsteins Verhalten „unverzeihlich“(Clooney), „verstörend“(Lawrence), „erbärmlich“(Streep), „entsetzlich“(Dench). Dass der Filmproduzent offenbar jahrzehntelang Schauspielerinnen und Mitarbeiterinnen bedrängte, von ihnen Massagen verlangte, sie aufforderte, ihm beim Duschen zuzusehen, vor einer Reporterin masturbierte, hat ihn endlich die schweigende Unterstützung seiner Branche gekostet. Und seinen Job. In einem beispiellosen Akt wurde Weinstein am Sonntag von jener Firma gefeuert, die er mit seinem Bruder Bob selbst gegründet hatte. Dabei wirkte der bullige Mann jahrzehntelang unangreifbar. Nicht nur in Sachen sexuelle Übergriffe, auch im Hinblick auf seine vulkanischen, manchmal gar handgreiflichen Ausbrüche gegen Mitarbeiter, Journalisten und Kollegen. Denn Weinstein galt als eine Art König Midas, der alles, was er berührte, in Oscar-Gold verwandelte. Mehr als 70 der begehrten Statuetten haben die von seinen Firmen Miramax und The Weinstein Company vertretenen Filme eingeholt, Werke wie „Pulp Fiction“, „Good Will Hunting“, „Shakespeare in Love“, „Gangs of New York“waren darunter. Der mit einer britischen Designerin verheiratete New Yorker unterstützte anspruchsvolle Filmkunst und liberale Politik, das machte ihn trotz anhaltender Gerüchte zum Branchenliebling. Nun haben mehrere seiner Opfer seine Verfehlungen öffentlich gemacht. Ein Schritt, der nicht nur in Hollywood Wellen schlagen wird.