Das pralle Leben des alten Willi
Alles neu in Eberndorf: Patrick Steinwidder serviert im Stiftshof erstmals William Shakespeare. Ab Freitag herrscht dort „Viel Lärm um nichts“.
Es gibt leichtere Übungen als in die Fußstapfen von Jörg Schlaminger zu treten, der in 24 Jahren bei den Südkärntner Sommerspielen das Reservoir passender Komödienklassiker und Raritäten ausgeschöpft hat. Dass mit dem neuen künstlerischen Patrick Steinwidder zum ersten Mal William Shakespeare in den Stiftshof einzieht, ist also auch eine programmatische Ansage.
Der 38-jährige Absolvent der Royal Academy of Dramatic Art in London, der am Stadttheater Klagenfurt Erfahrungen gesammelt und auch bei Martin Kuˇsej in München inszeniert hat, hat neben dem englischen Giganten auch etliche andere Neuerungen zu bieten: Fürs Auge gibt es erstmals seit Langem kein schwarzes Bühnenbild, sondern eine Hecke, die den Garten des sizilianischen Anwesens von Leonato darstellt. Genutzt werden alle „geheimen Gänge“(Steinwidder) und auch die oberen Arkaden des Stifts, das damit quasi die Rolle des Hauses des Statthalters von Messina übernimmt. Da sich immer wieder Besucher über die schlechte Akustik beklagt haben, bekam die Zuschauertribüne eins hinter die Löffel – sie steigt nun steiler an und wurde umhaust. „Mit Glas, damit die Atmosphäre erhalten bleibt“, erklärt Steinwidder. 30.000 Euro habe man in die Akustikmaßnahmen einer Spezialfirma, die auch den Salzburger Domplatz für den „Jedermann“adaptiert, investiert. 17 computergesteuerte Scheinwerfer helfen dem Regisseur, sein Konzept eines Abends voller Licht und Schatten umzusetzen.
Für Patrick Steinwidder ist die Komödie Neuland, „Viel
Lärm um nichts“ist seine erste Unterhaltungstheaterinszenierung. Er wählte das lebhafte Stück zum Einstand, weil er schon als 14-Jähriger voll darauf abgefahren ist. Damals kam der Film von Kenneth Branagh ins Kino, Steinwidder hat sich sofort die CD gekauft und bei einer Schulaufführung mit großer Begeisterung den Tölpel Schlehwein gespielt. In Eberndorf spielt Patrick Steinwidder mit der Musik (Patrick Doyle) aus dem Film und auch der Look ist ähnlich. Die Tiermasken für den erotischen Maskenball stammen von einer Künstlerin aus Arizona. Für seine Inszenierung verwendet der Regisseur die deutsche Fassung von Wolf Baron von Baudissin, die seiner Meinung nach die Sprach-Schattierungen Shakespeares richtig trifft. „Ich habe nur die elend langen Sätze entschwurbelt, damit man versteht, worum es geht.“Dazu ein Hinweis vorab: Um alles, was das Leben ausmacht; also Liebe, Hiebe und Intrige, dank saftiger lebensechter Charaktere von der Leine gelassen.