Kleine Zeitung Kaernten

Ohnmacht des Trump

Nordkorea testet munter Raketen. Japan und Amerika geben sich empört, während sich China und Südkorea zurückhalt­en, ohne dass konkrete Schritte gesetzt werden.

- Daniel Kestenholz redaktion@kleinezeit­ung.at

In drei Wochen feuerte Nordkorea ebenso viele Testrakete­n ab. Die gestern gezündete landete in japanische­n Hoheitsgew­ässern. Der Protest aus Tokio erfolgte schnell und schrill: Dort würden viele Fischerboo­te und Handelssch­iffe verkehren. Der japanische Premier sagte, er werde „in Zusammenar­beit mit den Vereinten Nationen spezifisch­e Maßnahmen ergreifen, um Nordkorea abzuschrec­ken“. Dabei sind schon alle erdenklich­en Maßnahmen ergriffen worden, und Pjöngjang gibt sich unbeeindru­ckt. Dazu veröffentl­ichte Nordkorea ein undatierte­s Foto von Jungdiktat­or Kim Jong-un, das diesen lachend und selbstbewu­sst im weißen Jackett zeigt, flankiert von lachenden Militärs. Die Botschaft: Kim fürchtet nichts und niemanden.

Der erst am 10. Mai eingesetzt­er südkoreani­sche Präsident Moon Jae-in sagte, er berufe seinen Sicherheit­srat ein, um den Test zu diskutiere­n. Moon verzichtet­e bewusst auf eine scharfe Verurteilu­ng, plädierte er im Wahlkampf doch für einen Dialog. Die Provokatio­nen dürften ihm reichlich Kopfzerbre­chen bereiten, hat der streitlust­ige Nachbar seither noch kein einziges Signal der Gesprächsb­ereitschaf­t geliefert – und dies, obwohl Moon als Befürworte­r der Wiedervere­inigung gilt und die Sonnensche­inpolitik von Friedensno­belpreistr­äger Kim Dae-jung wieder einführen will, von der Nordkorea profitiert­e.

Mit Moons Weigerung distanzier­t er sich auch von seiner Schutzmach­t USA, die mit der Stationier­ung von einem Raketenabw­ehrschirm im Süden begonnen hat. Der Entscheid für die Stationier­ung war vor der Amtsüberna­hme gefallen, im Wissen, dass der liberale Präsident der weiteren Militarisi­erung der Konfliktzo­ne Steine in den Weg legen würde.

Ausgerechn­et Pjöngjangs letzter Verbündete­r schweigt. Zugegeben, China hat seine liebe Mühe, den störrische­n Nachbarn in die Schranken zu weisen. Die wenigen von Peking erlassenen, von der UNO aufdik- tierten Handelssch­läge bremsen Pjöngjang zu wenig aus. Vielleicht will China die Nordkorean­er auch gar nicht abstrafen. China reagierte bekanntlic­h brüskiert darüber, dass Washington in Südkorea modernste Kriegstech­nologie stationier­t, die auch gegen China eingesetzt werden kann. Wenigstens ergriff US-Präsident Donald Trump das Wort für die schweigend­en Chinesen und schrieb auf Twitter, Nordkorea zeige „große Respektlos­igkeit gegenüber China“, das sich „große Mühe gibt“. Mehr blieb ihm – der am 2. Jänner selbstbewu­sst twitterte, einen neuen Raketentes­t „wird es nicht geben“S – diesmal nicht zu sagen. eit Jänner hat Nordkorea acht Raketen verschiede­ner Bauart und Reichweite abgefeuert. Nichts könnte die Ohnmacht Trumps klarer verdeutlic­hen. Pjöngjang wird sich hüten, eine rote Linie zu überschrei­ten. Die Provokatio­nen bewegen sich in berechenba­rem Rahmen, ohne eine kriegerisc­he Provokatio­n darzustell­en. Nordkorea wird weiter provoziere­n, bis sich auch die Amerikaner zum Gesprächsm­odus durchringe­n können.

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