Kleine Zeitung Kaernten

Hut ab vor dieser Frau

Inge Pschernig (80) ist seit mehr als 50 Jahren hinterm Tresen ihres Hutgeschäf­ts am Hauptplatz in Gmünd.

- Von Nicole Kari Inge Pschernig

Arbeit hält uns jung, beweist die Inge mit viel Schwung.“Diesen Spruch haben die Faschingsn­arren heuer auf die Scheibe ihrer Auslage geklebt. Und das zu Recht, denn Inge Pschernig steht seit mehr als 50 Jahren Tag für Tag als Chefin hinterm Tresen in ihrem Hutfachges­chäft am Hauptplatz in Gmünd. Im Sommer – wenn Urlaubsgäs­te durch das mittelalte­rliche Städtchen pilgern – hält sie ihren Laden sogar sieben Tage die Woche offen.

Die Mauern des denkmalges­chützten Hauses waren ihr ganzes Leben lang ihr Zuhause. „Ich bin schon hier geboren, habe hier gespielt und später gearbeitet. Vor zwei Jahren ist meine Angestellt­e in Pension gegangen. Jetzt bin ich alleine im Geschäft“, erzählt sie mit einem Augenzwink­ern.

In Gmünd und Umgebung kennt jeder die gesellige Dame. „Das Geschäft ist mein Lebensmitt­elpunkt und Hobby. Freunde und Familie besuchen mich hier, um mit mir zu ratschen“, verrät die agile 80-Jährige. Geschlosse­n ist nur, wenn sie beim Wirt um die Ecke einen Kaffee trinkt oder auf Reisen ist: „Zwei Mal im Jahr gönne ich mir einen Urlaub.“Die reisefreud­ige Geschäftsf­rau hat schon so einige Reiseziele besucht. Unter anderem tourte sie quer durch Europa oder nach China.

Ihr Hutgeschäf­t ist eines von nur noch fünf in Kärnten. Das allein macht es schon zu einer kleinen Rarität. Dazu kommt noch, dass der Famili- enbetrieb bereits in fünfter Generation geführt wird.

Vor 153 Jahren machten ihre Urgroßelte­rn das Hutund Modistenfa­chgeschäft auf. Die gelernte Modistin übergab vor rund 20 Jahren die Geschicke formell an ihren Sohn. „Er werkelt im Hintergrun­d und erledigt die Buchhaltun­g“, freut sich die Oberkärntn­erin.

Wird es eine sechste Generation geben? Enkelin Anna grübelt eine Weile: „Wenn ich nebenher auch noch was anderes machen kann.“Eine Antwort, die nicht weiter verwundert. „Die Geschäfte stagnieren. Ohne die Souvenirs, die wir verkaufen, würde es das Geschäft nicht mehr geben“, erklärt Sohn Gerald Pschernig.

Dafür kommen die Kunden von überall her. „Die alteingese­ssenen Hutträger wissen genau, dass sie bei mir fündig werden“, freut sich Pschernig. Stammkunde­n gibt es so gut wie keine, denn „dafür halten meine Hüte zu lange“. Alteingese­ssene Hutträger wissen, dass sie bei mir fündig werden. Stammkunde­n habe ich so gut wie keine: Meine Hüte halten zu lange.

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NICOLE KARI Arbeit hält Inge Pschernig jung – das Hutfachges­chäft der 80-Jährigen in Gmünd ist eines der letzten in Kärnten

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