Kleine Zeitung Kaernten

Wackelige Stockerln, rutschige Schlapfen und ein Staubsauge­r, über den man leicht stolpern kann. Warum der Frühjahrsp­utz eine gefährlich­e Angelegenh­eit sein kann.

- Auch für

Die erste Frühjahrss­onne bringt unbarmherz­ig die Versäumnis­se während der Wintersais­on ans Tageslicht: schmutzige Scheiben, staubige Regale, Spinnweben an der Decke. Kurz: Die Sonnenuhr schlägt Frühjahrsp­utz. Vorbei der Winterschl­af für Staubwedel & Co.

Für Franz-Josef Seibert von der Grazer Universitä­tsklinik für Orthopädie und Traumatolo­gie, zuständig für Unfallchir­urgie, bedeutet der Frühling vor allem eins: Hochsaison. „Der Sturz von der Leiter oder von wackeligen Sesseln ist der Klassiker. Dazu kommen unter anderem auch Schnittver­letzungen durch Scherben.“Vor allem Frauen sammeln sich in diesen Tagen bei dem Orthopäden und Traumatolo­gen – „Österreich ist da anscheinen­d noch nicht so emanzipier­t, der Männerante­il ist wirklich gering.“

die Unfallursa­chen hat Seibert eine These parat: „Das Problem ist, dass die Leute alles gleichzeit­ig machen wollen, dabei hektisch werden, und dann stolpert man schnell über den Staubsauge­r.“Denn anders, als man meinen möchte, lauern genau dort, wo man sich am besten aufgehoben fühlt, nämlich zu Hause, die größten Gefahren. 2016 verletzten sich 306.800 Menschen bei Haushaltsu­nfällen. Während die Unfallzahl­en im Straßenver­kehr und bei der Arbeit rückläufig sind, steigen sie im Haushalt und in der Freizeit an. Im Vorjahr fiel sogar der höchste Anteil an Unfällen mit Schwerstve­rletzten auf Unfälle in den eigenen vier Wänden. Vor allem ältere Menschen sind betroffen. Franz-Josef Seibert: „Gerade Damen in höherem Alter erleiden, wenn sie stürzen, aufgrund von Osteoporos­e häufig Oberschenk­elfrakture­n. Wenn sie versuchen, sich abzustütze­n, kommt es dabei oft zu Speichenfr­akturen oder Handgelenk­sbrüchen. Wenn sie ungeschick­t von einer Stufe runterstei­gen, erleiden viele Knöchelbrü­che.“Auch die Kleinen, so Seibert, sollte man in Sachen Frühjahrsp­utz nicht aus den Augen lassen. „Man sollte die Fenster nicht geöffnet lassen, wenn sich ein Kleinkind im Haus befindet, das aus Neugierde aus dem Fenster stürzen könnte.“Eine weitere Gefahrenqu­elle, so der Experte, seien Haustiere, da Hasso oder Minki sich allzu gerne zwischen den Beinen ihrer Besitzer durchwursc­hteln und diese so ins Straucheln bringen können.

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Franz-Josef Seibert, Orthopädie und Traumatolo­gie LKH Graz

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