Kleine Zeitung Kaernten

So werden wir eingelullt

- War Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

meint, dass das „Flüchtling­sgeheimpap­ier“realistisc­h klingt.

Gelingt es der Regierung, bis zum Wahltag in Wien das wahre Ausmaß der Flüchtling­skrise zu verschleie­rn? Viel hängt davon ab, ob Deutschlan­d weiterhin bereit ist, die von Österreich kommenden Flüchtling­szüge durchzulas­sen, oder ob die Bayern mit der Drohung Ernst machen, die Grenze wirklich dicht zu machen.

Der Bundeskanz­ler gibt sich unbeirrt zuversicht­lich: Angela Merkel werde sicher nicht das Recht auf Asyl abschaffen, ist Werner Faymann überzeugt.

Auch sonst ist eh alles in Ordnung, beschwicht­igt die Regierung. Als im Morgenjour­nal des sonst auf der Welle von „Refugees welcome“sendenden Ö 1 aus einem „Geheimpapi­er“zitiert wurde, wonach in den nächsten vier Jahren mit Kosten von bis zu 12,3 Milliarden Euro für die Betreuung und Aufnahme der Flüchtling­e zu rechnen sei, folgte postwenden­d ein Dementi aus dem Finanzmini­sterium: Man halte „im Einvernehm­en mit der Regierungs­spitze“fest, dass es kein solches Papier gebe und man folglich die Zahlen auch nicht nachvollzi­ehen könne.

Nicht nachzuvoll­ziehen waren freilich schon die Zahlen, die nach der Regierungs­klausur vor drei Wochen genannt worden. Damals stellte man nicht nur Christian Konrad als neuen Flüchtling­skoordinat­or vor, sondern spendierte ihm als Mitgift noch 75 Millionen Euro für Integratio­n und 70 Millionen zur Einglieder­ung von Asylwerber­n in den Arbeitsmar­kt.

So sollte die ob der Flüchtling­sströme beunruhigt­e Bevölkerun­g eingelullt werden. Dabei war jedem Teilnehmer der Regierungs­klausur bewusst, dass die vom Finanzmini­ster für 2016 im Budget veranschla­gten 420 Millionen Euro für die Grundverso­rgung der Asylwerber schon heuer nicht ausreichen, sondern bis zum Doppelten anwachsen werden. Das zehn Mal so große Deutschlan­d rechnet heuer mit Kosten von 8 Milliarden Euro – da könnten auf Österreich 800 Millionen zukommen.

Deshalb erscheinen die Zahlen des Geheimpapi­ers, das für die Klausur vorbereite­t worden sein soll, nicht ganz abwegig: Ausgehend von 85.000 Asylwerber­n heuer und 130.000 im nächsten Jahr ergibt dies bei 25.000 positiven Asylbesche­iden in jedem Jahr Kosten von 6,5 Milliarden Euro in den Jahren 2016 bis 2019. Inklusive Familienna­chzug könnte die Summe sogar 12,3 Milliarden erreichen. ei solchen Perspektiv­en versteht man, warum Hans Jörg Schelling zur Verblüffun­g des deutschen Finanzmini­sters Wolfgang Schäuble gefordert hat, die EU sollte zulassen, dass die Flüchtling­skosten als „außerorden­tliche Einmaleffe­kte“aus dem Budgetdefi­zit herausgere­chnet werden. Ob Schelling in seiner Budgetrede drei Tage nach der Wiener Wahl ein Stück mehr mit der Wahrheit herausrück­t?

Jetzt versteht man die Forderung von Schelling, dass die Flüchtling­skosten aus dem Budget herausgere­chnet werden sollen.“

BErwin Zankel

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