Spitalsreform für nicht heilsam
„Aushöhlung des ländlichen Raumes’“oder „zu wenig weitreichend“. Heftige Debatte im Landtag über den Strukturplan Gesundheit 2020.
ANDREA BERGMANN
Mit dem Ausbau des LKH Villach zusätzlich zumKlinikum Klagenfurt leiste sich Kärnten zwei Schwerpunktkrankenhäuser, während alle anderen Bundesländer nur ein Schwerpunktspital haben: Von der Opposition hagelte es gestern im Landtag Kritik an der Spitalsreform; konkret an dem von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) vorgelegten regionalen Strukturplan Gesundheit 2020. Der sieht an elf Spitälern 266 Betten weniger, Schwerpunktsetzungen, die Forcierung vonTageskliniken und neue Erstversorgungsformen außerhalb der Spitäler vor.
Aushöhlung
FPÖ-Klubchef Christian Leyroutz wie BZÖ-Frau Johanna Trodt-Limpl warnten vor der „Aushöhlung und Unterversorgung im ländlichen Raum“, denn an den kleinen Spitälern werde „willkürlich gespart“. Der Bevölkerung drohen mit dem Bettenund Ärzteabbau im niedergelassenen Bereich längere Wartezeiten und Zwei-Klassen-Medizin. Der Bezirk Spittal werde so „zu einer der am schlechtesten versorgten Region Österreichs“, warnte die FPÖ. „Kühn“sei es, mit zehn Millionen Euro angepeilten Einsparungen bei einem Kabeg-Nettoabgang von 242 Millionen Euro „von Reform zu reden“, meinte Hartmut Prasch (Team Kärnten/Stronach).
„Nur ein paar Betten weniger“, damit würden keine Kosten gespart, kamauch aus der Dreierkoalition, von ÖVP-Seite, Kritik. Aber moderater als zuletzt von der Wirtschaftskammer. Das Finanzsystem im Gesundheitsbereich sei „inkontinent“, weil das Geld nicht bei den Patienten ankomme, diagnostizierte Markus Malle. 30 Prozent der Kabeg-Mitarbeiter seien nicht pflegerisch oder ärztlich tätig. „Da müssen wir ansetzen“, forderte Malle.
Für die Grüne Klubchefin Barbara Lesjak wie SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser ist die Re- form „ein Schritt in die richtige Richtung“.
Es gehe um neue Strukturen, angepasst an demografische Veränderungen, und nicht primär ums Sparen, so verteidigte Prettner den Gesundheitsplan 2020. Ein Beispiel: Vor 20 Jahren gab es in Kärnten noch 6500 Geburten, jetzt seien es 4500. Die medizinischen Leistungen in Kärnten seien von höchster Qualität und würden das auch in Zukunft bleiben, versicherte sie. Für das neue Erstversorgungsmodell forderte sie das Mittun der Ärztekammer ein. Von den Kritikern mahnte Prettner „konstruktive Vorschläge“ein. Kein Thema war im Landtag die Forderung der Ärzte der privaten und kirchlichen Spitäler nach höheren Gehältern, gleich wie in den Kabeg-Häusern.