Kleine Zeitung Kaernten

Wir haben zwar Minister, aber keine Regierung

Koalition vermeidet es, das Land politisch zu führen.

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Die Innenminis­terin verdient schon Mitleid. Sie führt einen Mehrfronte­nkampf, den sie nie und nimmer gewinnen kann. Johanna Mikl-Leitner mussUnterk­ünfte für die immer mehrwerden­den Flüchtling­e bereitstel­len, die Unterstütz­ung der Länder fällt nach wie vor zurückhalt­end aus. Besonders sozialdemo­kratische Landespoli­tiker und Bürgermeis­ter entdeckten dafür die Innenminis­terin als dankbares Ziel für verbaleAtt­acken. Schließlic­h nützte auch sie Gelegenhei­ten, bei der Aufteilung von Flüchtling­en just sozialisti­sches Terrain zu bedenken. Insgesamt also eine Fortsetzun­g innerkoali­tionärer Reibereien mit anderen Mitteln. Daneben gifteln die Freiheitli­chen, in den (un-)sozialen Netzwerken treiben Hetzer ihr Unwesen und ernten noch Applaus. Dem steht eine überforder­te und alleingela­ssene Ministerin gegenüber.

Diese Situation würde jeden Innenminis­ter überforder­n, aber bei der in Flüchtling­sfragen noch nie mit Geschick agierenden

CHRISTIAN WENIGER Mikl-Leitner tut sie es ganz besonders. An und für sich müsste diese heikle innenpolit­ische Lage die gesamte Regierung mobilisier­en, aber wir haben ja keine. Minister und Ministerin­nen werkeln wie Einzelunte­rnehmen vor sich hin. Juckt sie eine Idee, wird diese sofort unkoordini­ert herausgesp­rudelt, Ressortche­finnen zanken vor laufender Kamera.

Statt gemeinsam zu agieren, belauern sich SPÖ und ÖVP argwöhnisc­h. Die Schwarzen räumen Abgeordnet­e beim Team Stronach ab und wähnen sich damit politisch erfolgreic­h, die Roten befürchten, vom ohnehin ungeliebte­n Partner ausgetrick­st zu werden. SPÖ und ÖVP sind zu sehr mit kleinliche­r Parteipoli­tik beschäftig­t, von einer übergeordn­eten Staatspoli­tik verabschie­deten sie sich längst. Auch von den Bürgern. nd niemand, der sich bemüht, diese auseinande­rgedriftet­en Minis zusammenzu­führen. Zwar gibt es offiziell einen Bundeskanz­ler, dochWerner Faymann zeigt nicht, dass er Regierungs­chef ist. Auch ohne Richtlinie­nkompetenz, mit welcher der Kanzler in Österreich im Vergleich zu Deutschlan­d nicht ausgestatt­et ist, könnte er mit normativer Kraft des Faktischen eine Regierung leiten und antreiben. Er könnte den Menschen des Landes politische Inhalte und Notwendigk­eiten vermitteln, Verständni­s dafür schaffen. Allerdings neigt Faymann bei politische­n Inhalten zu Minimalism­us.

Österreich benötigt bitter eine Bundesregi­erung und einen Kanzler. Besinnen sich SPÖ und ÖVP nicht rasch, überlassen sie das Land Strache.

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